Freitag, 28. November 2025

Jasmin Schreiber, Marianengraben


Der Deutschlandfunk nennt diesen autofiktionalen Erstlingsroman von Jasmin Schreiber  “eine Roadnovel”, was ich passend finde.

Es geht um das Weiterleben nach einem großen Verlust, Trauerbewältigung, tiefe Geschwisterverbindung, Schuldgefühle bis hin zur Todessehnsucht, Nähe <-> Distanz und das ganze verteilt auf zwei sehr unterschiedliche individuelle Lebensgeschichten: jung - alt. Mann - Frau. .. Mit Gemeinsamkeiten.

Bisschen exzentrisch-verrückt wenn auch nicht in allen Punkten realitätsnah (was nicht stört sondern unterhaltsam ist)  zusammengestrickte Geschichte.



🦑 🐡



Freitag, 21. November 2025

Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“

Die Kritiken zum Roman von  Milena Michiko Flašar überschlagen sich vor Begeisterung und Bewertungen unter fünf Sternen finden sich quasi gar nicht zu dem Buch. 

Und das zu RECHT!

Deshalb empfehle ich auch allen Interessenten, sich Berichte dazu (s. Link oben) oder die gesammelten Rezensionen beim Perlentaucher durchzulesen. Allzu ausführlich möchte ich hier nicht werden.

Was mich zum Vormerken und dann Ausleihen konkret bewogen hat, weiß ich wie so oft nicht mehr. Es war wohl ein “Mehrfachbeschuss” - auch Doris hat es auf ihrer Leseliste (würde mich übrigens interessieren, ob und wie du es in Erinnerung hast).

Es fing beschaulich an, das Interesse beim Lesen. Gefiel mir zwar direkt aufgrund der wirklich schönen - einerseits heiter-harmonisch-innigen, andererseits auch distanziert-beoachtend-wertfreien Sprache -  ein Highlight schien es mir zunächst aber noch nicht zu sein. Bis der Moment kam, an dem ich mich tief berührt fühlte - und ich werde diese Stelle weder zitieren noch nennen weil viel zu persönlich. Danach gab es keinen Lesemoment mehr ohne dieses “Verwoben-Gefühl”.

Ich habe das Buch als Festausgabe gekauft noch bevor ich das geliehene eBook zu Ende gelesen hatte.

Eine andere Stelle - keine wirklich besondere - möchte ich aber zitieren weil mir ebenfalls sehr gefällt,  ohne Belehrtwerden-Gefühle kleine aber feine Inhalte dazugelernt zu haben.

»Ach, lassen Sie doch!« Herr Sakai versuchte ihn hochzuziehen. Aber Takada blieb im Fersensitz. Mit gesenktem Kopf, der immer tiefer sank, die Hände vor sich abgestützt, entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten, die er uns bereitet hatte. Noch nie – außer im Film – hatte ich jemanden den Dogeza ausführen sehen. Im Film war er eine dramatische Einlage, und das war er auch in der Realität. Niemand wusste so recht, wie er damit umgehen sollte. Eine peinliche Stille trat ein. »Entschuldigung angenommen«, sagte Herr Sakai schließlich, und die entstandene Spannung war gerade dabei, sich zu verflüchtigen, als er hinzufügte: »Unter einer Bedingung!« »Ja?« »Sie kaufen sich ein neues Paar Schuhe.« Wir lachten erleichtert auf.      (— Flašar, Milena Michiko. „Oben Erde, unten Himmel.“ Verlag Klaus Wagenbach, 2022-12-01, p. 113)



Samstag, 15. November 2025

Nadia Mikail; Katzen, die wir auf unserem Weg trafen

Katzen gehen bekanntlich immer und bunt-flippige Cover bei mir ebenfalls. Nur deshalb habe ich es ausgeliehen, das mit einem Kinder- bzw. Jugendbuchpreis versehene Erstlingswerk der jungen malaysischen Schriftstellerin Nadia Mikail.

Zugegeben .. ein wenig “betrogen” habe ich mich  beim Lesen gefühlt. Lediglich eine zugelaufene Katze - “Flohsack” - spielt eine eher undankbare und untergeordnete Nebenrolle. Dass dann auch noch Flöhe und Läuse - beides hat die Katze nicht - synonym verwendet werden, mag der Übersetzung geschuldet sein, störte mich aber ein bisschen. “Bunt” kam es mir innen ebenfalls nicht vor, das Buch. Auch, dass das geliehene Wohnmobil etwas bunt dekoriert ist, kam als Thema nur in einem Nebensatz vor.

Mir erschienen  die Charaktere nicht allzu lebendig sondern mehr schemenhaft umrissen.

Die Handlung bedächtig dafür, dass die Themen Pubertät mit all ihren emotionalen Berg- und Talfahrten, erste Liebe, Lebensplanungen aber in allererster Linie Familienbindungen, Verlassenheit, Beschädigungen durch ziemlich unvollkommen agierende und bereits gestorbene Elternteile, behandelt werden.

Wie ruhig und höflich alles vergleichsweise daherkommt bei gleichzeitig auch drastischen Brüchen untereinander, das fand ich schon irgendwie interessant. Scheint es mir doch ein Zeichen der kulturellen Unterschiede zu sein. In unserer Kultur eher nicht ganz so hoch aufgehängt aber dort Zentralthema: die extremen Familienbindungen mit den tiefen Bedeutungen in auch verzweigte Vergangenheiten, die Persönlichkeiten ausbilden und ausmachen. Geschichten der Vorfahren, die Identitäten erschaffen und festigen.

Ob es in unserer Umgebung und Kultur Jugendliche fesseln kann? Mir erscheint das ziemlich unwahrscheinlich. Aber vielleicht irre ich mich auch …



🌍 ☄️



Dienstag, 11. November 2025

Joachim Meyerhoff, Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Vermutlich irgendwas zwischen autobiographisch und autofiktional angesiedelt ist dieser Roman von Joachim Meyerhoff.

Was er auf jeden Fall ist: unterhaltsam, anrührend, von jemandem geschrieben, der’s kann :)

Alles, was ich dazu ergooglet habe aus Neugierde oder dem Wunsch, damit verbundene Themen nachzuverfolgen, stimmte jedenfalls mit dem im Buch Geschilderten absolut überein. 

Es ist der zweite Band eines sechsteiligen Romanzyklus, von dem ich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere lesen werde denn hier passierte mir wieder, was ich so sehr mag: dass ich mit dem Lesen nicht aufhören möchte … immer so … “ach, ein Kapitel noch .. und noch eins …” und “huch! So spät schon … ich wollte doch längst schlafen…” oder alles hastig zusammenraffend  “Ups .. ich muss ja aussteigen, bin schon an der Haltestelle …”

Es wird die komplette Klaviatur der Emotionen bedient von Erheiterung (bei mir häufig mit lautem Lachen verbunden), Ergriffen- bzw. Betroffenheit aber auch Traurigkeit und Verärgerung. Es ist leicht, so richtig mitzugehen beim Lesen. Fand ich jedenfalls. Und habe keine Ahnung mehr, wie, wo und wann mir das Buch über den Weg gelaufen und dadurch auf meiner Onleihe-Merkliste gelandet ist.


🧒 🤪 👨🏼‍🦲






Samstag, 8. November 2025

Katie Kitamura, Intimitäten

Titel und Einband suggerieren meiner Meinung nach “Intimitäten” eher partnerschaftlicher und womöglich sexueller Natur. Um solche dreht sich das Buch aber nicht in erster Linie sondern um Intimitäten, die beim Dolmetschen entstehen können.

Wobei die Hauptthematik, die ich aus Katie Kitamuras Buch herauslas, sich auch allgemein um eine Persönlichkeit mit wenig vorhandener Fähigkeit zur “Abgrenzung gegenüber dem jeweiligen Gegenüber” drehte. Dazu um den Wunsch nach “Heimatbindung” infolge gefühlter Wurzellosigkeit.

…. Sätze, die mir zahllose Male durch den Kopf gegangen waren, die ich geglaubt hatte aussprechen zu müssen, sagte ich bloß: Ja, ich verstehe das schon.

Ich konnte alles verstehen, unter den richtigen Umständen, bei dem richtigen Menschen. Es war eine Stärke, und zugleich war es eine Schwäche. — Kitamura, Katie. „Intimitäten.“ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2022, p. 177


Ich las es in mehreren Etappen mit längeren Lesepausen dazwischen. Es ist ein ruhiges Buch und war jeweils nicht sonderlich einprägsam. Jedesmal musste ich mich “neu reinfinden”. Tat es aber immer recht gerne und trotz nicht allzu rasanter Handlung war das Bedürfnis vorhanden, es bis zum Ende auch fertigzulesen.


👂🏻