Mittwoch, 30. Juli 2025
Dienstag, 29. Juli 2025
Güldane Altekrüger, Bestseller aus Versehen
Sonntag, 27. Juli 2025
Arto Paasilinna, Der wunderbare Massenselbstmord
- Arto Paasilinna, Der wunderbare Massenselbstmord (Hörbuch)
Ein ernstes Thema mit Komik angegangen. Dabei aber keineswegs burlesk oder albern.
Insbesondere für unterwegs eine nicht allzu anspruchsvolle und dennoch ganz und gar nicht primitive Unterhaltung sondern auch mit Tiefgang und vielen Denkanstößen. Absurde Szenen akribisch und realistisch beschrieben. Mit Liebe und gutem Gespür für Details. Ein Feuerwerk an phantastischen Szenen.
Gehört habe ich das Buch unterwegs: zunächst während einer Zugreise; die letzten beiden der gut fünf Hörstunden in hiesigen Bussen. Mehrfach passierte es mir, die im Umkreis sitzenden Mitreisenden dazu zu bringen, mich ruckartig erstaunt anzusehen weil ich ein spontan lautes Herauslachen nicht zurückhalten konnte - oder wollte.
Die Stimme des Vorlesers Jürgen von der Lippe ließ das Stück nicht - wie im Vorhinein von mir etwas befürchtet - übertrieben albern klingen sondern passte ganz wunderbar in ihrer vielstimmigen Ausprägung zu Text und Inhalt. Wusste ich gar nicht, dass er so eine lebendige und ausdrucksstarke Vorlesestimme hat.
Beim Hören dachte ich mehrfach, dass sich das Stück für eine Verfilmung geradezu anbietet. Die Suche führte zumindest zu einer Adaption als Theaterstück. Mit guten Kritiken.
Freitag, 25. Juli 2025
Prof. Dr. Michaela Döll, Gelenkschmerzen natürlich heilen
Montag, 14. Juli 2025
Agnes Imhof, Feminismus
Zur Feministin wird man aufgrund von Erfahrungen. Der Professor, der dafür bekannt war, aus Prinzip keine Frauen für Stipendien vorzuschlagen, hat mich ebenso dazu gemacht wie der Lehrer, der uns erklärte, Studien würden beweisen, dass Frauen zwar seltener verrückt, aber auch seltener hochbegabt seien. Der Theologe, der verkündete, der Feminismus sei das größte Übel unserer Zeit. Der Familienvater, der mir pornografische Texte schickte und »auf Verständnis« hoffte. Sie alle haben auch meinen Blick für die oft grausame Diskriminierung von Frauen weltweit geschärft: Ausschluss von Bildung. Genitalverstümmlung. Vergewaltigung. Femizid. Deshalb möchte ich Feminismus wieder dort ansetzen, wo er ursprünglich herkommt: bei der Erfahrung von Leiden und dem Bedürfnis nach Freiheit. Feminismus war immer eine Menschenrechtsbewegung. Lange bevor dieses Wort existierte — Imhof, Agnes. „Feminismus – Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt.“ DUMONT Buchverlag, p. 7
Dieses Buch von Agnes Imhof behandelt in einer unglaublichen Dichte sowohl Arten der Frauenunterdrückung und -ausbeutung, geschichtliche Entwicklungen von patriarchalischen Strukturen, Gesellschaftsformen durch Zeiten und Weltgegenden bis - betont - auch heute und hier als auch führende Frauen der feministischen Befreiungsbewegungen und vieles, vieles mehr.
Ideenklau von Frauen in Wissenschaft und Kunst zugunsten der dann ge- und verehrten Männer in breiten Öffentlichkeiten wie auch normalo-Büro-und häuslichen Umfeldern.
Stellenweise mit vielen Wiedererkennungseffekten, bestaunenswert mutigen und ergreifend leidvollen Geschichten. Stellung von Bildung, Sexualität, Kleidungsvorschriften im Kampf und Geschlechtergerechtigkeit. Unterschiedliche Strömungen und Prioritätensetzung wichtiger Bewegungen gesellschaftlicher und politischer Natur, Rolle der Religionen, Prostitution, Gegenbewegungen und einiges mehr noch.
»Ich habe selbst nie genau herausgefunden, was der Feminismus eigentlich ist. Ich weiß nur, dass man mich als Feministin bezeichnet, wann immer ich mich nicht mit einem Fußabtreter oder einer Prostituierten verwechseln lasse.« Das berühmte Zitat von Rebecca West2 bringt das Problem auf den Punkt. — Imhof, Agnes. „Feminismus – Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt.“ DUMONT Buchverlag, p. 10
Freitag, 11. Juli 2025
Imke Kleinert, Basisch to go
Beim Durchschlendern der Stadtbibliotheksfiliale vor ein paar Wochen im Vorbeigehen in der Auslage gesehen, kurz reingeblättert und mitgenommen.
Es ist kein reines Rezeptbuch sondern behandelt der Hauptpart im Gegenteil das Basenproblem ansich. Mit Schwerpunkt - wie auch die alltagstauglichen Rezepte von Hauptgericht bis Snack - auf unkomplizierte Durchführbarkeit.
Da ich schon recht lange (angefangen vor ca. 5 Jahren) betont basisch lebe und esse (ohne Absolutheitsanspruch und Orthorexie-Verdacht) und diese Ernährungsform und Lebensart als extrem segensreich und gesundheitsfördernd empfinde, gab es nicht viel neues für mich zu lesen.
Trotzdem war das Mitnehmen und Durchlesen mit Überflieganteilen ein Zugewinn schon deshalb, weil thematische Auffrischungen helfen, den immer weiter zugehenden Tunnel der Fixierung auf nur wenige Dinge zu vermeiden.
Das Inhaltsverzeichnis:
Da kamen so Blitzgedanken, die jeweils auch in Blitzaktionen mündeten, wie:
- Hummus hab’ ich ja eigentlich auch schon lange nicht mehr gemacht
- Medjoul-Datteln und getrocknete Bio-Feigen sollte ich auch wieder besorgen
- der Quinoa-Pudding war lecker - aber der letzte ist mindestens drei Jahre her
- Basenbad … hab’ ich das überhaupt noch da? Ohja - Tatsache …
- …
Mittwoch, 9. Juli 2025
Carlo Rovelli, Helgoland
Die Quantentheorie hat die Grundlagen der Chemie aufgeklärt, ebenso die Funktionsweise der Atome, der Festkörper, der Plasmen, die Farbe des Himmels, die Nervenzellen im Gehirn, die Bewegung der Sterne, den Ursprung der Galaxien … tausend Aspekte der Welt. Sie bildet die Grundlage der modernsten Technologien: von Computern bis zu Atomkraftwerken. Ingenieure, Astrophysiker, Kosmologen, Chemiker und Biologen wenden sie täglich an. In Teilen gehört die Theorie zum Lehrstoff an weiterführenden Schulen. Sie hat sich nie geirrt. Sie bildet das schlagende Herz der heutigen Wissenschaft. Und doch bleibt sie zutiefst rätselhaft. Irgendwie beunruhigend.Sie hat das Bild einer Wirklichkeit zertrümmert, das aus Teilchen bestand, die sich auf festgelegten Kreisbahnen bewegen, ohne jedoch zu erklären, wie wir uns die Welt stattdessen vorzustellen haben. — Rovelli, Carlo. „Helgoland.“ Rowohlt E-Book, p. 14-15
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Der Physikprofessor und Autor Carlo Rovelli zertrümmert quasi alle Fundamente dessen, was selbstverständlich scheint, fordert das Hirn heraus und lässt es auch ab und zu krachen. Wobei mir mehrfach der Gedanke kam: “Ist ja wie Rechnen in der Grundschule oder Mathe am Anfang der Unterstufe. Das Ergebnis so logisch und klar, dass die Erklärung des Lösungswegs dahin alles unnötig verkompliziert” ;-) Insgesamt liest es sich unterhaltsam und spannend.
Auf das Buch brachte mich ein vorher gelesenes: Pi mal Daumen von Alina Bronsky.
Es ist nicht notwendig, über irgendwelche tieferen oder auch nur Grundkenntnisse in Physik zu verfügen, Physik gemocht zu haben oder sonstwie mathematisch orientiert unterwegs zu sein. Es reicht letztlich das Wissen, womit Naturwissenschaften und Mathematik sich allgemein auseinandersetzen. Noch viel nützlicher ist die Freude am Nachdenken über das Leben als solches und über alles “was die Welt im innersten zusammenhält”.
Einige Begriffe und Konstanten tauchen auf, werden erklärt und wer sie näher kennenlernen oder sich damit beschäftigen will (ich wollte nach kurzen Versuchen nicht mehr, da sie mir zeigten, wie wenig - gegen Null tendierende - Ahnung ich von Physik habe ;), findet einen umfangreichen Anhang.
Danach sind Leser des Buchs also keineswegs besser in dem, was man unter dem Fach “Physik” gemeinhin versteht. Können auch keine Bomben bauen oder den nächsten Nobelpreis anstreben.
Haben aber viel über die Entwicklung der Quantentheorie gelernt, viel über bekannte Physiker erfahren, Verbindungen zu Philosophie erkannt und ich zumindest bekam bestätigt, was mir eigentlich schon immer klar war: Schrödingers Katze in der Kiste hat natürlich in der Realität einen ganz klaren Zustand und dass man mit Rechnungen sowohl ihren lebendigen als auch den toten Zustand beweisen kann oder eine Art Schwebezustand dazwischen, heißt nur, dass die Rechnungen unscharf sind. Hätte Schrödinger die Kiste einfach mal aufgemacht … aber darum ging’s ihm ja gar nicht :-p
Wie der amerikanische Philosoph Erik C. Banks im oben stehenden Motto zu diesem Kapitel schreibt: «So geheimnisvoll das Geist-Körper-Problem für uns auch sein mag, wir müssen uns stets daran erinnern, dass es für die Natur ein gelöstes Problem ist. — Rovelli, Carlo. „Helgoland.“ Rowohlt E-Book, p. 120
Wie bereits geschrieben: ab und zu hat mein Hirn 🧠 geknackt und forderte Lesepausen ein. Das Lesen dauerte deutlich länger als bei mir sonst üblich weil ich erpicht war, die streckenweisen neuen Inhalte auch zu erfassen. Ich gehe davon aus, dass es den ollen Hirnzellen mindestens so dienlich ist wie das Lernen neuer Fremdsprachen. Und war mal was für mich so ganz unübliches. Den an vielen Stellen sehr guten Bewertungen und begeisterten Rezensionen pflichte ich bei.. Schon alleine, weil auch Douglas Adams mit einem Zitat aus “Lachs im Zweifel; zum letzten Mal per Anhalter durch die Galaxis” zu Wort kommt:
«Die Tatsache, dass wir am Grund eines Gravitationsschachts, auf der Oberfläche eines von einer Gashülle umgebenen Planeten leben, der sich um einen 90 Millionen Meilen entfernten atomaren Feuerball dreht, und das für normal halten, deutet zweifellos darauf hin, wie schräg unsere Perspektive manchmal ist […]. — Rovelli, Carlo. „Helgoland.“ Rowohlt E-Book, p. 90
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