Schwer zu glauben, dass sich die in diesem Buch geschilderten harten Lebensbedingungen und Ereignisse vor deutlich weniger als hundert Jahren in Europa abspielen konnten.
Die zwar fiktive Erzählung eines irischen Kohlehändlers hat die realen Ereignisse in den bis in die letzten neunziger Jahre in Irland existierenden “Magdalenen-Wäschereien” zum Hintergrund.
Sie wurden von Kirche und Staat betrieben und in sie wurden junge zigtausende ledige Mütter zwangsweise abgeschoben, dort wurden sie versklavt, misshandelt und sehr viele starben. Ihre Kinder wurden verkauft, ebenfalls missbraucht oder getötet. Es wurden geheimgehaltene Massengräber von nur einzelnen Wäschereien mit bis zu 800 Getöteten bzw. dort Gestorbenen aus wenigen Jahren oder Jahrzehnten gefunden. Und fast alle - inclusive Kirche, Staat und Menschen im Umfeld - wussten mehr oder weniger genau Bescheid, was dort passierte. Die letzten dieser Einrichtungen wurden bis 1993 betrieben.
Ohne das Fünkchen Hoffnung auf Menschlichkeit, das die irische Schriftstellerin Claire Keegan in der Erzählung zum Tragen kommen lässt, wäre das Anhören komplett unerträglich gewesen.
Ich mochte diese feinen Zwischentöne sehr gerne, die oft gar nicht ausgeschrieben, aber trotzdem da waren. Insgesamt war das Buch für mich weniger bedrückend, als die Realität, die dahinter steht.
AntwortenLöschenNa sowas … ich bin ja auch blöd. Frage, ob du es auch kennst, obwohl ich es aus deiner Leseliste rausgepflückt und mir dann vorgemerkt habe … mein Hirn ist ein Sieb …
LöschenWahrscheinlich lasse ich mich häufiger von dir inspirieren als ich mich erinnere. Alleine schon beim gelegentlichen Überfliegen deiner Liste.
Oh, du kennst es auch?! 😊
AntwortenLöschenVielleicht hätte ich deutlicher oder überhaupt erstmal schreiben sollen, dass es trotz des schweren Themas ein Hörgenuss war. Wie du richtig schreibst: feine Töne. Das ist, glaube ich, einer meiner Fehler beim hier Schreiben: wenn etwas überwiegt, versäume ich manchmal den zweiten und oft genauso wichtigen Blickwinkel.
Letztlich wusste ich ja von der dahinter stehenden Realität, konnte es wohl nicht voneinander trennen und das hat mich schon auch ordentlich bedrückt.
Hihi - ja ich kenne es auch und habe es auch heuer erst gelesen, hätte meine Antwort gelautet, wenn ich ein wenig schneller gewesen wäre. ;)
LöschenAber mir geht es genau so. Ich höre eine Buchbesprechung, lese einen Blogbeitrag, jemand erzählt von einem Buch und schon ist es irgendwo im Hirn verankert und kurz darauf greife ich eben nach genau diesem Titel. :)