Samstag, 15. November 2025

Nadia Mikail; Katzen, die wir auf unserem Weg trafen

Katzen gehen bekanntlich immer und bunt-flippige Cover bei mir ebenfalls. Nur deshalb habe ich es ausgeliehen, das mit einem Kinder- bzw. Jugendbuchpreis versehene Erstlingswerk der jungen malaysischen Schriftstellerin Nadia Mikail.

Zugegeben .. ein wenig “betrogen” habe ich mich  beim Lesen gefühlt. Lediglich eine zugelaufene Katze - “Flohsack” - spielt eine eher undankbare und untergeordnete Nebenrolle. Dass dann auch noch Flöhe und Läuse - beides hat die Katze nicht - synonym verwendet werden, mag der Übersetzung geschuldet sein, störte mich aber ein bisschen. “Bunt” kam es mir innen ebenfalls nicht vor, das Buch. Auch, dass das geliehene Wohnmobil etwas bunt dekoriert ist, kam als Thema nur in einem Nebensatz vor.

Mir erschienen  die Charaktere nicht allzu lebendig sondern mehr schemenhaft umrissen.

Die Handlung bedächtig dafür, dass die Themen Pubertät mit all ihren emotionalen Berg- und Talfahrten, erste Liebe, Lebensplanungen aber in allererster Linie Familienbindungen, Verlassenheit, Beschädigungen durch ziemlich unvollkommen agierende und bereits gestorbene Elternteile, behandelt werden.

Wie ruhig und höflich alles vergleichsweise daherkommt bei gleichzeitig auch drastischen Brüchen untereinander, das fand ich schon irgendwie interessant. Scheint es mir doch ein Zeichen der kulturellen Unterschiede zu sein. In unserer Kultur eher nicht ganz so hoch aufgehängt aber dort Zentralthema: die extremen Familienbindungen mit den tiefen Bedeutungen in auch verzweigte Vergangenheiten, die Persönlichkeiten ausbilden und ausmachen. Geschichten der Vorfahren, die Identitäten erschaffen und festigen.

Ob es in unserer Umgebung und Kultur Jugendliche fesseln kann? Mir erscheint das ziemlich unwahrscheinlich. Aber vielleicht irre ich mich auch …



🌍 ☄️



Dienstag, 11. November 2025

Joachim Meyerhoff, Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Vermutlich irgendwas zwischen autobiographisch und autofiktional angesiedelt ist dieser Roman von Joachim Meyerhoff.

Was er auf jeden Fall ist: unterhaltsam, anrührend, von jemandem geschrieben, der’s kann :)

Alles, was ich dazu ergooglet habe aus Neugierde oder dem Wunsch, damit verbundene Themen nachzuverfolgen, stimmte jedenfalls mit dem im Buch Geschilderten absolut überein. 

Es ist der zweite Band eines sechsteiligen Romanzyklus, von dem ich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere lesen werde denn hier passierte mir wieder, was ich so sehr mag: dass ich mit dem Lesen nicht aufhören möchte … immer so … “ach, ein Kapitel noch .. und noch eins …” und “huch! So spät schon … ich wollte doch längst schlafen…” oder alles hastig zusammenraffend  “Ups .. ich muss ja aussteigen, bin schon an der Haltestelle …”

Es wird die komplette Klaviatur der Emotionen bedient von Erheiterung (bei mir häufig mit lautem Lachen verbunden), Ergriffen- bzw. Betroffenheit aber auch Traurigkeit und Verärgerung. Es ist leicht, so richtig mitzugehen beim Lesen. Fand ich jedenfalls. Und habe keine Ahnung mehr, wie, wo und wann mir das Buch über den Weg gelaufen und dadurch auf meiner Onleihe-Merkliste gelandet ist.


🧒 🤪 👨🏼‍🦲






Samstag, 8. November 2025

Katie Kitamura, Intimitäten

Titel und Einband suggerieren meiner Meinung nach “Intimitäten” eher partnerschaftlicher und womöglich sexueller Natur. Um solche dreht sich das Buch aber nicht in erster Linie sondern um Intimitäten, die beim Dolmetschen entstehen können.

Wobei die Hauptthematik, die ich aus Katie Kitamuras Buch herauslas, sich auch allgemein um eine Persönlichkeit mit wenig vorhandener Fähigkeit zur “Abgrenzung gegenüber dem jeweiligen Gegenüber” drehte. Dazu um den Wunsch nach “Heimatbindung” infolge gefühlter Wurzellosigkeit.

…. Sätze, die mir zahllose Male durch den Kopf gegangen waren, die ich geglaubt hatte aussprechen zu müssen, sagte ich bloß: Ja, ich verstehe das schon.

Ich konnte alles verstehen, unter den richtigen Umständen, bei dem richtigen Menschen. Es war eine Stärke, und zugleich war es eine Schwäche. — Kitamura, Katie. „Intimitäten.“ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2022, p. 177


Ich las es in mehreren Etappen mit längeren Lesepausen dazwischen. Es ist ein ruhiges Buch und war jeweils nicht sonderlich einprägsam. Jedesmal musste ich mich “neu reinfinden”. Tat es aber immer recht gerne und trotz nicht allzu rasanter Handlung war das Bedürfnis vorhanden, es bis zum Ende auch fertigzulesen.


👂🏻

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Lutz Geißler, Besser VOLLKORN backen

Liebe auf den ersten Blick war es. Gesehen, reingeblättert in das dem vollen Korn gewidmete Backbuch des … ich würde ihn so nennen … “Backpapstes” Lutz Geißler … und direkt gekauft.

Einiges habe ich von ihm gelernt auf meinem autodidaktischen Weg zur Brotbäckerin. Anfangs fand ich seine Ausführungen oft verflixt kompliziert. Er geht in die Tiefe, schreckt nicht zurück vor auch kniffeligen Feinheiten. 

Manchmal war mir das zu … verwissenschaftlicht .. und ich griff lange lieber auf etwas unkompliziertere Anleitungen und Ideengeber zurück. 

Doch es nützt nix: will man dabei bleiben - und ich will und bleibe -  und die Materie auch immer wieder aus neuen Blickwinkeln beleuchten, landet man notgedrungen immer wieder bei ihm, dem spürbar leidenschaftlichen Bäcker und Backlehrer.

Umso begeisterter war ich, als ich dieses Vollkorn-Spezialbuch entdeckte. Mit Vollkorn zu backen, ist nochmal um ein paar Nummern … anspruchsvoller und will man nicht bröselig-trockene Erzeugnisse erhalten, müssen viele kleinere Wissens- und Verhaltensregeln einfließen. Die Vollkorn- und Urkorn-Sonderausgaben des Magazins “Brot” befinden sich ebenfalls alle in meinem angeschafften Fundus.


Bisher habe ich mich lediglich durch die reichhaltigen und leserfreundlich vermittelten Theorieteile quergelesen, einige Rezepte favorisiert und mit bunten Klebebändchen für die ersten Versuche gemarkert. Freue mich schon total drauf, damit demnächst loszulegen. So viele viel versprechende Rezepte! 


Besonders gefällt mir die “zweigleisige” Methode der Rezeptdarstellung: einmal eine Art “Schnellversion” für “Profis” und Erfahrene, danach die gründliche und ausführliche Version für Einsteiger. Ich selber werde vermutlich eine Mischung aus beidem beim Backen verwenden, wie ich jetzt schon beim Durchsehen erkennen konnte. Auf einen Blick sehen, was und wie lange gebraucht wird. Hilfreich für auf-einen-Blick-Entscheidungen. Beim Backen dann - wenn Bedarf besteht - granularere Schrittbeschreibungen. Gefällt mir gut!


Zumal in meinen Vorratsschränken momentan gut 20kg diverser Getreidekörner und nochmal etwa 10kg schon gemahlener Mehle auf ihren Einsatz warten. Meistens setze ich auf nur anteilig (möglichst >50%) Vollkorn. Mit gelegentlichen Abweichungen in beide Richtungen. 

Die Produkte werden dann evtl. (ohne Garantie oder Vollständigkeitsanspruch) in meinem derzeit etwas brachliegenden Küchen-Backblog-Bereich gezeigt. Obwohl ich regelmäßig Brot, Brötchen und anderes backe, ist mir die Dokumentation meist zu mühsam. Dieser auch Besuchern kredenzte Einkorn-Vollkorn-Kaiserschmarren beispielsweise kam unglaublich gut an! ich hatte erst gestanden, dass es sich um Vollkorn handelt, als alle schon des Lobes und Schmarren voll waren 😜


🌾 🥓 🌾



Montag, 20. Oktober 2025

Nady Mirian, Leid

“Du kannst nicht wissen, ob du resilient bist, solange du keine Leiderfahrungen »erfolgreich« – das heißt, ohne psychische und physische Langzeitfolgen – bewältigt hast. Leid und Resilienz bilden für mich ein Kontinuum. Ohne das eine, gibt es auch das andere nicht. — Mirian, Nady. „Leid – Die emotionalen Wellen des Lebens.“ Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2024, p. 23”

Für mich eine Binsenweisheit. Nicht falsch aber noch weniger neu. Leider fand ich, dass dieses Buch mit viel versprechendem Titel dann nicht mehr als mehrere davon zu bieten hatte. Jedenfalls mir nicht. 

Was auch u. a. daran gelegen haben mag, dass es sich wohl stärker an eher recht junge Menschen wendet und diejenigen, die solche Binsenweisheiten schon mehrfach schon aufgrund des Alters nicht nur  lesen sondern (durch)leben und (er)leiden  mussten bzw. durften, sich in den viel zu vielen  “wir” und ansonsten durchgängigen “Du”-Anreden nicht wirklich wiederfinden. 

Ich jedenfalls tat es nicht. Fand es trocken und relativ blutleer. Es konnte mich nicht mitnehmen oder fesseln. Hab’s dann auch immer mehr nur überflogen mit gelegentlichen wieder-Einhakern damit ich ihm bzw. der Autorin nicht unrecht tue indem ich dann doch zentrale Dinge überlese. War aber nicht der Fall.

Und wenn schon Theorie-orientiert, dann fehlten mir wichtige Aspekte zum Thema wie z. B. den Umgang philosophischer / religiöser Strömungen, die diesen Begriff ebenfalls zentral behandeln. Nix davon. Mehr immer so im Stil “Du musst”, “Man muss”, “Wir erkennen …”  und dieser und jener Promi hatte doch auch Leiderfahrungen und meine Interviews mit ihnen haben mir gezeigt, wie toll die das bewältigt haben. Alles irgendwie ein wenig … oberflächlich. Wie gesagt: für junge LeserInnen evtl. ein Weg zum Themeneinstieg. Und zum mit den eigenen Leiderfahrungen nicht alleine fühlen. Mag sein. Es geht auch in erster Linie um eine Art Anleitung zum Entwickeln von Resilienz.

Wie ich drauf kam und das Buch in die Vormerkliste der Onleihe, daran erinnere ich mich nicht mehr. Die vorher gelesenen Bücher waren es nicht. Trotz ähnlicher  bzw. streckenweise verwandter Thematiken taucht es dort nicht auf. Aber ich kann den allgemeinen Hang zu eher schweren Themen mit Neigung sogar zur leichten Morbidität eben nicht verleugnen ;-)


Noch eine kleine aber wie ich finde schöne “Binsenweisheit” zum Schluss. Auch mehr so der Kalenderspruch aber ein netter, den ich ggf. abgerissen und weitergereicht hätte bei passender Gelegenheit:

“Du wirst aus diesem Leben nicht lebend rauskommen, also kämpfe nicht gegen das Leben an, sondern lebe es.” — Mirian, Nady. „Leid – Die emotionalen Wellen des Lebens.“ Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2024, p. 144


😥


Mittwoch, 15. Oktober 2025

Irvin D. Yalom, In die Sonne schauen

Axel Hacke hat im von mir vorher gelesenen  “Wie fühlst du dich” dieses Buch von Psychoanalytiker Irvin D. Yalom erwähnt bzw. einige Aussagen daraus auch ausführlicher behandelt. Das hat mich darauf neugierig gemacht. Insbesondere Thesen zum Thema “Todesangst”, die ich zunächst für mich und überhaupt in Frage stellen wollte. Also mal genauer rein- und hinlesen.

Nun .. ein bisschen zu sehr auf das Thema “Todesangst” quasi als Erklärung für alle Ängste ansich und überhaupt .. fixiert .. reduziert … fand ich die psychoanalytischen geschilderten Fallbeispiele irgendwie schon. Ist vermutlich (zum Glück) einfach nicht so mein beherrschendes Thema. Andererseits durchaus gut zu lesen und interessant ausgewählt.

Auch sehr persönlich angegangen mit viel bewusster Selbstoffenbarung des Therapeuten, die er auch in seinen Analysen praktiziert und weiterempfiehlt. Finde ich interessant … sowas wie “Therapie auf Augenhöhe mit weitgehender Gleichberechtigung”. Und mit viel Eigenverantwortung und Eigenaufgaben.  Hat mich - bisher untherapiert - direkt neugierig gemacht. 


„In unserem Leben kann keine positive Veränderung geschehen, solange man sich an den Gedanken klammert, der Grund dafür, dass man nicht gut lebt, liege außerhalb einem selbst. Solange man die Verantwortung ganz und gar auf andere schiebt, die einen unfair behandeln – ein rüpelhafter Ehemann, ein fordernder und nicht fördernder Chef, schlechte Gene, unwiderstehliche Zwänge -, wird die eigene Situation in der Sackgasse verharren. Sie selbst und nur Sie allein sind für die entscheidenden Aspekte Ihrer ganz persönlichen Lebenssituation verantwortlich, und nur Sie selbst haben die Macht, sie zu verändern. Und selbst wenn Sie mit übermächtigen äußeren Einschränkungen konfrontiert sind, haben Sie noch immer die Freiheit und die Wahl, verschiedene Haltungen diesen Einschränkungen gegenüber einzunehmen“
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„Tod ist Schicksal. Der Überlebenswunsch und die Angst vor der Auslöschung werden immer da sein. Es ist ein Instinkt – im Protoplasma eingebaut -, der einen entscheidenden Effekt darauf ausübt, wie man lebt.

Durch die Jahrhunderte haben wir Menschen ein enormes Aufgebot an Methoden entwickelt – manche bewusst, manche unbewusst und vielleicht so zahlreich, wie es Individuen gibt -, um die Angst vor dem Tod erträglicher zu gestalten. Manche Methoden funktionieren, manche sind fragwürdig und ineffektiv.“


P. S. Das Buch hat nichts mit dem Film zu tun, der derzeit in den Kinos läuft und der deutsche Beitrag für’s Festival in Cannes ist

🌞


Samstag, 11. Oktober 2025

Axel Hacke, Wie fühlst du dich?

Fühlst du dich nicht sofort angesprochen beim Lesen des Titels?

Ich jedenfalls tat es,  bestellte das Buch  noch vor seinem offiziellen  Erscheinen vor und hibbelte - noch anderes lesend und vor allem viel anderes zu tun habend  - darauf hin, endlich damit loslesen zu können.

Von Axel Hacke habe ich schon einige Bücher gelesen. Nicht alle! Manchmal (z. B. beim Vorgänger  “Aua”) fühle ich mich ganz und gar nicht angesprochen. Oft gibt es bei mir innerlich große Zustimmung; häufig aber auch - hier ebenfalls - an einigen Stellen auch mal Widerstreben und Diskussionsbedarf (den ich dann mit mir selber abhandle üblicherweise). 

Das aber auf eine mir sehr genehme anregende Art. Nicht vor den Kopf gestoßen sondern eingeladen zum Mit- und auch mal Andersdenken. So fühle ich mich beim Lesen.

Habe einige Anregungen auf meine Leseliste mitgenommen daraus.




💢

Freitag, 3. Oktober 2025

Chloe Dalton, Hase und ich

Aus der außergewöhnlichen Begegnung heraus hat Chloe Dalton eindeutig ein außergewöhnliches Buch geschrieben, das auch noch außergewöhnlich gut übersetzt ist. Es berührt. So wie der gefundene Hase bei der Autorin neue Perspektiven eröffnet und Blickwinkel verändert hat, vermag dies auch ihr Buch bei Lesern.

Gleichzeitig geschmeidig, sprachgewandt, emotional mit immer wieder streng sachlichen Passagen. Nähe wechselt ab mit Distanz. Stille und Geruhsamkeit existiert parallel zu Energie und Lebendigkeit.

Einmal angefangen fiel es mir immer wieder auch schwer, Lesepausen einzuschieben. Es sollte eigentlich aufgehoben werden für die angekündigten Regentage - hab’ ich nicht geschafft.

Den durchweg positiven Rezensionen kann und möchte  ich mich vorbehaltlos anschließen.



🌿





Donnerstag, 2. Oktober 2025

Silke-Maier Witt, Ich dachte, bis dahin bin ich tot


Wenn ich mich richtig erinnere, war es ein Bericht in der SZ, der mich dazu veranlasste, das Buch zu kaufen und lesen zu wollen.

Die Zeit des RAF-Terrors  - Silke Maier-Witt gehörte zur 2.Generation - habe ich gut in Erinnerung und mir auch damals schon viele Gedanken gemacht über alle Parteien und Seiten und war immer ein bisschen unentschlossen in meiner Ausrichtung. 

Wobei die Gewalt der RAF  mich immer abgestoßen hat, die Morde sowieso und  spätestens mit den rücksichtslosen Erschießungen auch völlig unpolitischer Privatleute und Zufallspassanten Schluß war mit auch nur leisen Sympathien für die Gruppe. Ihre Motive als solche waren allerdings Themen, die viele junge Menschen umtrieben.

Aber ich will nicht über mich schreiben sondern über das Buch und wie ich es gelesen habe.

Streckenweise fand ich die - allerdings sehr selbstkritische und schonungslos sich öffnende  - Charakterdarstellung schwer auszuhalten und auch kaum nachvollziehbar. Besonders ihre Zeit in der DDR mit der geradezu sklavischen Staatstreue und SED- sowie Stasi-Mitgliedschaft machte mir Gänsehaut. Der viel spätere Einsatz als Friendensbotschafterin  in Kosovo-Kriegszeiten, ihre dortige dann wirklich radikal friedlich-mutige Art, sich  für Verständigung zwischen den Parteien einzusetzen, das Lernen der vielen neuen Sprachen … das wiederum hat mir etwas imponiert. Auch die Bereitschaft, sich mit der Opferseite auszutauschen und diese dabei Regie führen zu lassen. Aber ich möchte hier gar nicht zu sehr auf Einzelheiten eingehen.

Nebenbei habe ich viel parallel nachgelesen, was aus den anderen Mitgliedern der RAF geworden ist. Es gibt dazu eine Wikipedia-Auflistung. Viele leben auch heute noch; es finden sich sehr unterschiedliche Wege, mit der Vergangenheit umgegangen zu sein.

 Im Anhang des Buches findet sich  ebenfalls eine Aufstellung der beteiligten Personen und ihrer Werdegänge sowie auch Stellungnahmen von Opfer-Angehörigen und einem Bruder von Silke M-W.

Die Autorin hat das Buch auf Betreiben und unter Mithilfe von Reporter André Gronewold geschrieben. Viele unterschiedliche Rezensionen finden sich dazu - gesammelt bei Perlentaucher.



Ein  “Fazit” dazu ist schwierig bis unmöglich. Was mir aber zwischenzeitlich immer wieder auf- und einfiel beim Verfolgen der Lebensberichte und Versatzstücke zu Kindheit und Jugend der Gewalttäter: Emotionale Vernachlässigung, radikale Fremdbestimmtheit mit Machtlosigkeitserfahrungen und fehlende Liebe in jungen Jahren ist schon auch u. U. ziemlich gefährlich!


Einige Zitate aus dem Buch noch:

„Von Anfang an war mein Verhältnis zu den Illegalen devot. Ich bewunderte sie, wollte alles für sie tun, was ich tun konnte, wollte von ihnen akzeptiert werden. 

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Ich nehme es hin – aus heutiger Sicht habe ich mich opportunistisch, feige, um die Anerkennung der Gruppe buhlend verhalten. Eine willenlose Mitläuferin. Eine traurige Figur.“


„Der Tod der Frau bei dem Banküberfall in der Schweiz hat mir plötzlich vor Augen geführt, was wir taten. Und das wollte ich nicht mehr. Doch trotz dieser Erkenntnis habe ich auch danach in dem Widerspruch gesteckt, die Politik der RAF noch immer irgendwie richtig zu finden. Der Anspruch, »gegen den Imperialismus« kämpfen zu müssen, war schreckliche Realität und stand im Kontrast zur Tatsache, dazu selbst nicht fähig zu sein. In einer entsetzlichen Verkehrung der Werte hielt ich meine Unfähigkeit zu töten für eine Schwäche.“


„IMS heißt übrigens ganz offiziell »Inoffizieller Mitarbeiter zur politisch-operativen Durchdringung und Sicherung des Verantwortungsbereiches«. Diese drei Buchstaben »IMS« lösten damals bei mir kein Entsetzen oder moralische Bedenken aus. Ich empfand die mir übertragene Aufgabe auch nicht als Bespitzelung und war bereit, als Informelle Mitarbeiterin für das MfS zu arbeiten. Ich habe damals allerdings nicht wirklich realisiert, worauf ich mich eingelassen habe. Für mich stand im Vordergrund, dass ich nun offiziell die anderen regelmäßig besuchen konnte.“


„Während der Wende und vor allem nach meiner Verhaftung habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich mich zum zweiten Mal einer Ideologie verschrieben hatte. Ich konnte und wollte nicht wahrhaben, wie sehr in der DDR Zwang und Kontrollwut eingesetzt wurden, um die Illusion vom Sozialismus aufrechtzuerhalten. Wieder einmal hatte ich Zweifel nicht zugelassen, meine eigenen Gefühle nicht wahrhaben wollen und Kritik als antikommunistische Propaganda abgetan.“


„Die Einsamkeit, die Härte, die Kampfbereitschaft – all das fängt in der Haft an, von mir abzufallen. Das Gefühl, alt, grau, gefühllos, verkrampft und verhärtet zu sein, lässt nach. Ich lerne loszulassen. Da ist etwas in mir, das befreit werden und wachsen will.“




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Sonntag, 28. September 2025

Heilen mit Lebensmitteln - das Kochbuch

Offenbar gibt es außer dem Kochbuch noch ein Bestseller-Basis-Themenbuch dazu. Wusste ich aber nicht als ich mir das Kochbuch digital ausgeliehen habe und das andere (oben in der Überschrift verlinkt) ist in der Onleihe nicht vorrätig.

Da hat wohl jemand genauso unvollständig Buchlizenzen eingekauft wie ich ein Buch ausgeliehen.

Aber auch im Kochbuch werden die “heilenden Lebensmittel” zunächst recht ausführlich mit allen ihren Wirkungen vorgestellt bevor die Rezepte folgen.

In puncto Theorie ist mir wie so oft nichts neu davon (Bücher über Ernährungswissen kann ich mir wohl knicken ..) aber ein paar vielversprechende unkomplizierte und lecker klingende Rezepte habe ich rauskopiert und werde mir den Bestseller nicht auch noch irgendwo suchen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ohne ihn … die gesunde Theorie genauso unvollständig in die Praxis umsetze wie seit eh und je ;-)

🥘