lizzyliest
Freitag, 12. Dezember 2025
Annie Ernaux, Das andere Mädchen
Sonntag, 7. Dezember 2025
Elina Penner, Die Unbußfertigen
Ein Roman literally krass smooth … also ich meine: savage, richtig slayed … eben next level!
In der Tat musste ich gelegentlich die einigen der Protagonisten in den Mund gelegten Trend- und Jugendwörter nachschlagen. Was aber Spaß gemacht hat. Und keine Sorge: die reden nicht alle und nicht die ganze Zeit so.
Dass aber auch die Sprache den jeweiligen Handelnden absolut glaubhaft auf den literarischen oder digitalen Leib geschrieben ist, gehört zu den starken Seiten des Buches. Beim Lesen kommt kein Zweifel auf, dass die Autorin - Elina Penner - weiß, wie Schreiben und dabei mit sprachlichen Mitteln auf mehreren Ebenen gekonnt Spielen funktioniert. Ich bin beeindruckt.
Inhaltlich oft scharfsinnig, manchmal für meinen Geschmack auch ein bisschen drüber. So in Richtung kinda off oder mad cringe. Gehört aber eindeutig dazu, das auch Provokante dran.
Wie kam ich drauf? Ein Newsletter mit Vorab-Veröffentlichungsankündigungen und die Leseprobe nach der geweckten Neugierde. Sofort in der Münchner Onleihe nachgesehen, ob‘s dort schon zu haben ist. War nicht (inzwischen gibt‘s vier onleihe Exemplare und alle sind verliehen). In der Stadtbibliothek war in der Zentrale ein Exemplar schon vorbestellbar mit Lieferung an auch „meine“ übliche Zweigstelle (diesen BibliotheksService - kostet 1,25 € pro Buch - nutze ich häufiger).
Noch steckte es bei meiner Vormerkung im Erfassungsprozess; als es vergangene Woche abholbereit war, stellte ich fest, dass ich eindeutig die erste Leserin desselben bin denn es war komplett ungelesen, das Lesebändel quasi druckereineu eingeklemmt. Inzwischen - auch das ist rausfindbar - gibt es sieben Vormerkungen darauf.
Nun, es liest sich rasant, macht Spaß, ist klug und gleichzeitig höchst unterhaltsam auch für eine, die außer diesem „Blogimperium“ hier (so hat es kürzlich Jörg genannt ;) mit Social Media, Influencertum und allem, was so dranhängt an Plattformen etc. nicht allzu viel am PraxisHut hat. Die meisten der von mir gefundenen Rezensenten sehen es ähnlich. (Ich lese die oft erst im Nachhinein)..
Eine etwas relativierende und damit auch hier und da kritischere Stimme fand ich auch. Man muss dabei niemandem „Recht geben“ und ich bin mir nichtmal sicher, ob ich mir eine vollständige Meinung dazu gebildet habe. Ist mir aber wie gesagt nicht so wichtig. Ich bin lowkey obsessed. Weil‘s den vibe check bestanden hat und peak ist :o) Dass ich es als Hardcover gelesen habe … passte mega.
🛜
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Katharina Peters, Hafenmord
Es ist ein Erstling der seit 2012 unter dem Pseudonym Katharina Peters veröffentlichenden Schriftstellerin. Inzwischen hat sie weitere mehr als dreißig Krimis unterschiedlicher Reihen veröffentlicht.
Heimat- bzw. Regionalkrimis kamen Mitte der 80er Jahre auf, die erste Welle schwappte Anfang der 90er Jahre hoch; der Trend hält bis heute an.
Anfang der neunziger Jahre lebte ich in Münster ganz in der Nähe des dieses Genre aufgreifenden Jürgen Kehrer, der damals seinen ersten Wilsberg-Krimi veröffentlichte. Ich las ihn und fand ihn … unglaublich schlecht! Hölzern, mühsam, sprachlich alles andere als flüssig …
Warum ich das hier schreibe? Weil auch dieser Autor - wie die meisten wissen werden - ein erfolgreicher Autor vieler weiterer Romane, die zu großen Teilen verfilmt wurden, Drehbüchern und anderer Veröffentlichungen ist. Schon die Wilsberg-Folgeromane (als Münsteranerin und an Büchern interessierte las ich sie natürlich trotz des ersten Verrisses weiter und verfolgte einige Jahre die Entwicklung) wurden von Buch zu Buch flüssiger, besser zu lesen, unterhaltsamer und griffiger. Schreiben ist wie andere Handwerke auch eine Tätigkeit, für die ein gewisses Grundtalent selten reicht. Es braucht Übung und Tun. Sitzfleisch, Fleiß, Konzentration über längere Zeiträume hinweg … Eigenschaften, die ich durchaus anerkenne und streckenweise auch beneide, da sie mir weitgehend bis komplett abgehen.
Damit jetzt zum “Hafenmord” von Katharina Peters. Auch diesen Erstling fand ich hölzern und mühsam. Wenn auch die Handlungsstränge alle logisch verfolgt wurden, schienen sie mir streckenweise regelrecht langatmig herbeigezwungen und dadurch langweilig weil lange vor Auflösung offensichtlich im Ergebnis. Das ganze wirkt wie eine Fleißarbeit, aus der irgendwann solides Krimi-Handwerk werden könnte.
Die durchgängige Dialogform der anfangs kaum auseinanderzuhaltenden Protagonisten angereichert mit gewollt lebendig wirkenden aber im Ergebnis eher lächerlich-überzogen daherkommenden Handlungs- und Mimikbeschreibungen.
Es wird “geblickt” was das Zeug hält und zwar: “sehnsüchtig, nervös, starrend, eindringlich, forschend, vielsagend, abwiegelnd” .. aber auf jeden Fall auf jeder Seite ziemlich oft, unterschiedlich und reich an Mimik. Oft auch gestarrt und natürlich auch das meistens adverbial untermauert.
Gelacht wird grimmig, dröhnend, bitter, unfroh, zuvorkommend, hintergründig, vergnügt, unbekümmert, herzhaft. Extrem oft ist die Stirn dabei gerunzelt, die Lippen sind pikiert gespitzt, aufeinandergepresst
Das häufige Lächeln ist mild, dünn, zynisch, verbindlich, scheu, strahlend, sehr oft verschmitzt, ironisch, breit, strahlend, zart, winzig …
Dabei blähen Wangen sich auf, färben sich unterschiedlich oder werden fleckig. Das Kinn wird gerieben, geknetet, gehoben … lediglich die Nase ist erstaunlich unbeteiligt an all der mimischen Akrobatik.
Für mich machte das die Handlungsträger weitgehend persönlichkeitslos. Sie bestanden aus seltsamer Mimik, übertriebener Gestik und streckenweise melodramatischen Handlungsmustern.
Manchmal lief es seitenweise auch deutlich flüssiger, besser les- und vorstellbar. Nie fand sich eine … Abstraktion von Themen z. B. Irgendwas, das erstaunte, erheiterte oder Unbekanntes vermittelte.
Wie bereits geschrieben: es ist ein Erstling und vermutlich müsste ich spätere Romane lesen um mich einem Urteil über die Autorin und ihr schriftsprachliches Vermögen annähern zu können. Was ich aber vermutlich nicht tun werde. Über mehr als “solides Handwerk” wird es nie herausgehen, nehme ich aus Gründen an und in dieser Hinsicht bzw. derart aufbereitet zieht es mich nicht zu Krimis oder anderen Romanen.
Es ist Strand- und Urlaubslektüre für diejenigen Gelegenheitsleser, die ihren Urlaubsort in einem Krimi erlesen möchten und dafür taugt es. Persönlich lese ich in dieser Hinsicht gerne etwas mehr Esprit. Inhalte mit hier und da Tiefgang und literarischem Anspruch. Sowas gibt‘s durchaus gelegentlich als Krimi. Wenn auch leider eher selten.
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Montag, 1. Dezember 2025
Emma Steele, Während ich hier bin
Wie kam ich eigentlich darauf, diesen Titel auszuleihen? Die gute Bewertung? Das Cover? Weiß nicht mehr …
Max Goldt, Aber?
Jetzt mal echt: ich trau’ mich nicht! Also: was banales über so einen Sprachgroßmeister zu schreiben. Schon gar nicht irgendwas, das in Richtung “Bewertung” oder Notengebung geht. Also erstmal gelesen, was die anderen über den Menschen und sein neues Buch so schreiben. Übrigens fast nur Männer, die Rezensenten. Kann Zufall sein; glaub’ ich aber nicht wirklich.
“Ärgerlich ist, daß die bloße Bereitwilligkeit zu lachen meist mit dem Vorhandensein von Humor gleichgesetzt wird. Ich schau mir schon lange die Menschen an und kann nicht feststellen, daß solche, die mit Humor gesegnet sind, häufiger oder lauter lachen als andere.” — Goldt, Max. „Aber?.“ dtv, p. 17
Freitag, 28. November 2025
Jasmin Schreiber, Marianengraben
Der Deutschlandfunk nennt diesen autofiktionalen Erstlingsroman von Jasmin Schreiber “eine Roadnovel”, was ich passend finde.
Es geht um das Weiterleben nach einem großen Verlust, Trauerbewältigung, tiefe Geschwisterverbindung, Schuldgefühle bis hin zur Todessehnsucht, Nähe <-> Distanz und das ganze verteilt auf zwei sehr unterschiedliche individuelle Lebensgeschichten: jung - alt. Mann - Frau. .. Mit Gemeinsamkeiten.
Bisschen exzentrisch-verrückt wenn auch nicht in allen Punkten realitätsnah (was nicht stört sondern unterhaltsam ist) zusammengestrickte Geschichte.
Freitag, 21. November 2025
Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
Und das zu RECHT!
Deshalb empfehle ich auch allen Interessenten, sich Berichte dazu (s. Link oben) oder die gesammelten Rezensionen beim Perlentaucher durchzulesen. Allzu ausführlich möchte ich hier nicht werden.
Was mich zum Vormerken und dann Ausleihen konkret bewogen hat, weiß ich wie so oft nicht mehr. Es war wohl ein “Mehrfachbeschuss” - auch Doris hat es auf ihrer Leseliste (würde mich übrigens interessieren, ob und wie du es in Erinnerung hast).
Es fing beschaulich an, das Interesse beim Lesen. Gefiel mir zwar direkt aufgrund der wirklich schönen - einerseits heiter-harmonisch-innigen, andererseits auch distanziert-beoachtend-wertfreien Sprache - ein Highlight schien es mir zunächst aber noch nicht zu sein. Bis der Moment kam, an dem ich mich tief berührt fühlte - und ich werde diese Stelle weder zitieren noch nennen weil viel zu persönlich. Danach gab es keinen Lesemoment mehr ohne dieses “Verwoben-Gefühl”.
Ich habe das Buch als Festausgabe gekauft noch bevor ich das geliehene eBook zu Ende gelesen hatte.
Eine andere Stelle - keine wirklich besondere - möchte ich aber zitieren weil mir ebenfalls sehr gefällt, ohne Belehrtwerden-Gefühle kleine aber feine Inhalte dazugelernt zu haben.
»Ach, lassen Sie doch!« Herr Sakai versuchte ihn hochzuziehen. Aber Takada blieb im Fersensitz. Mit gesenktem Kopf, der immer tiefer sank, die Hände vor sich abgestützt, entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten, die er uns bereitet hatte. Noch nie – außer im Film – hatte ich jemanden den Dogeza ausführen sehen. Im Film war er eine dramatische Einlage, und das war er auch in der Realität. Niemand wusste so recht, wie er damit umgehen sollte. Eine peinliche Stille trat ein. »Entschuldigung angenommen«, sagte Herr Sakai schließlich, und die entstandene Spannung war gerade dabei, sich zu verflüchtigen, als er hinzufügte: »Unter einer Bedingung!« »Ja?« »Sie kaufen sich ein neues Paar Schuhe.« Wir lachten erleichtert auf. (— Flašar, Milena Michiko. „Oben Erde, unten Himmel.“ Verlag Klaus Wagenbach, 2022-12-01, p. 113)
Samstag, 15. November 2025
Nadia Mikail; Katzen, die wir auf unserem Weg trafen
Katzen gehen bekanntlich immer und bunt-flippige Cover bei mir ebenfalls. Nur deshalb habe ich es ausgeliehen, das mit einem Kinder- bzw. Jugendbuchpreis versehene Erstlingswerk der jungen malaysischen Schriftstellerin Nadia Mikail.
Zugegeben .. ein wenig “betrogen” habe ich mich beim Lesen gefühlt. Lediglich eine zugelaufene Katze - “Flohsack” - spielt eine eher undankbare und untergeordnete Nebenrolle. Dass dann auch noch Flöhe und Läuse - beides hat die Katze nicht - synonym verwendet werden, mag der Übersetzung geschuldet sein, störte mich aber ein bisschen. “Bunt” kam es mir innen ebenfalls nicht vor, das Buch. Auch, dass das geliehene Wohnmobil etwas bunt dekoriert ist, kam als Thema nur in einem Nebensatz vor.
Mir erschienen die Charaktere nicht allzu lebendig sondern mehr schemenhaft umrissen.
Die Handlung bedächtig dafür, dass die Themen Pubertät mit all ihren emotionalen Berg- und Talfahrten, erste Liebe, Lebensplanungen aber in allererster Linie Familienbindungen, Verlassenheit, Beschädigungen durch ziemlich unvollkommen agierende und bereits gestorbene Elternteile, behandelt werden.
Wie ruhig und höflich alles vergleichsweise daherkommt bei gleichzeitig auch drastischen Brüchen untereinander, das fand ich schon irgendwie interessant. Scheint es mir doch ein Zeichen der kulturellen Unterschiede zu sein. In unserer Kultur eher nicht ganz so hoch aufgehängt aber dort Zentralthema: die extremen Familienbindungen mit den tiefen Bedeutungen in auch verzweigte Vergangenheiten, die Persönlichkeiten ausbilden und ausmachen. Geschichten der Vorfahren, die Identitäten erschaffen und festigen.
Ob es in unserer Umgebung und Kultur Jugendliche fesseln kann? Mir erscheint das ziemlich unwahrscheinlich. Aber vielleicht irre ich mich auch …
Dienstag, 11. November 2025
Joachim Meyerhoff, Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Samstag, 8. November 2025
Katie Kitamura, Intimitäten
…. Sätze, die mir zahllose Male durch den Kopf gegangen waren, die ich geglaubt hatte aussprechen zu müssen, sagte ich bloß: Ja, ich verstehe das schon.
Ich konnte alles verstehen, unter den richtigen Umständen, bei dem richtigen Menschen. Es war eine Stärke, und zugleich war es eine Schwäche. — Kitamura, Katie. „Intimitäten.“ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2022, p. 177




















