Es war der Debütroman von Mareike Fallwickl, für den sie ein Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts von Österreich bekommen hat. Eine gute Wahl, wie ich finde denn Schriftstellerin ist und kann sie eindeutig. Wobei mir das schon vor einer Weile gelesene Buch (es hat mich sehr angesprochen und daher wollte ich mehr von der Autorin) “Die Wut, die bleibt!” nochmal deutlich stärker imponiert hat. Andererseits: als ein “Erstling” ist er schon überzeugend, dieser Roman über menschliche Abängigkeiten, Verwicklungen und Emotionen aller Art und (Un)Tiefen.
Wobei ich in diesem Fall einigen Kritiken beipflichte, die der Meinung waren, es sei hier und da doch ein bisschen “too much” bzw. streckenweise zu hartkantig, ja übertrieben dick aufgetragen. Besonders die anfänglichen massiven Sexszenen machten auf mich den Eindruck, als müsse sich die Autorin über die möglichst drastisch gewählten Begriffe und Formulierungen die eigenen schreibenden Hemmungen in diesem Bereich “wegtrainieren” - so quasi als Schreibübung dazu.
Denn sie wirken manchmal etwas künstlich reingequetscht und nicht wirklich zum Fluss der ansonsten eher stimmungsmalenden Handlungen und Gedankengänge passend.
Die Figuren sind auch weitgehende Charakterextreme. Extrem blass, extrem devot, extrem kaputt oder extremst normal. Was meiner Meinung nach nicht weiter stört weil alles eher dazu dient, Stimmungen zu malen. Die Synästesie eines der beiden Hauptprotagonisten, die auch im Titel Ausdruck findet, ist ein schönes gewähltes Stilmittel, wie ich finde. Stimmungen und Verflechtungen als Farben … gute Idee.
Beim Lesen habe ich an ein Zitat aus einem anderen von mir kürzlich gehörten Buch denken müssen (das ich aber in dem Moment zu faul war mitzunotieren und nun weiß ich nicht mehr, vom wem es war. Denn es war auch dort im Buch schon ein Zitat), das sinngemäß besagte, beim Lesen ginge es weniger darum, sich die Handlung zu merken oder die Inhalte zu kennen sondern vielmehr darum, was dieses Lesen mit dem Leser macht und bei ihm verändert.
Denn hier wird einiges mit dem Leser gemacht: Stimmungen ausgelöst und sehr oft sind sie dunkel (fast schwarz ;), die sich streckenweise nicht gut aushalten lassen. Also: fand ich jetzt. Wobei mich manchmal auch die “Jugend” daran etwas … gestört hat. Nicht an den Sichten der wirklich Jungen - aber die der auftauchenden nicht mehr jungen Handler- und DenkerInnen … die kam mir schon ab und zu “draufgestülpt” vor aus einer Sicht, der die Erfahrung des Alters schlicht fehlt. Macht ja nix .. aber hier und da konnte ich mich des altklugen “Kann gut sein, dass du das später anders einordnen würdest, meine Liebe” nicht erwehren.
Manchmal war ich auch kurz davor, abzubrechen. Nicht, weil es schlecht war sondern weil es nicht meine Themen waren und ich im Urlaub irgendwie nicht so wild war auf die dusteren Seiten jugendlicher Protagonisten, die einen selber in dunkle Stimmungen bringen.
Vielleicht lag es ein bisschen an meinen Vorschusslorbeeren aus früherem Buch oder an der Neugierde, der ausreichenden Zeit … dass ich doch komplett gelesen und das letztlich auch nicht bereut habe. Würde auch noch was von ihr lesen wollen …
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Fünf Jahre ist es her, dass ich dieses Buch (nach einer Lesung mit M.Fallwickl) gelesen habe, ich glaube, es hat mir gefallen, musste aber nachlesen, worum es überhaupt ging. Scheinbar also kein ganz so bleibender Eindruck oder von den späteren Büchern der Autorin überlagert. :D
AntwortenLöschenHA! Das hatte ich mir gedacht, dass du die Autorin kennst. Nicht nur, weil sie Österreicherin ist sondern weil ich irgendwie das Gefühl hatte, sie wäre dir sicher auch schon über den Leseweg gelaufen. Zu einer Lesung von ihr - wenn locker erreichbar - würde ich auch gehen. Überhaupt sollte ich mal stärker nach Lesungen Ausschau halten … war bisher eher so ein sehr seltenes Randphänomen bei mir. Könnte aber wirklich neue Eindrücke bringen.
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