Montag, 5. Mai 2025

Rónán Hession, Leonard und Paul

Oder: “Das Märchen, das man sich von seiner eigenen Rolle selbst erzählt”

Was es mit dem “Lieblingsbuch der Unabhängigen” auf sich hat, habe ich auch über dieses Buch bzw. meine Recherchen dazu erfahren. Interessant! Schon deshalb hat es sich gelohnt. Mein Dank also an Doris für die Empfehlung dieses Buches!

Aber zum Buch selber:  viele der Ideen und anklingenden Themen darin gefallen mir ausgesprochen gut. Schon, dass die beiden Haupt-Protagonisten in sich gekehrte Charaktere mit Zügen aus dem .. ich würde mich mal ohne Schubladen bedienen zu wollen  zu behaupten trauen .. “autistischen Spektrum” handelt, ist für Romane erstmal eher ungewöhnlich (wobei ich schon einige gute gelesen habe, die das ebenfalls taten).  Schönes Thema mit teilweise auch sehr poetischer Umsetzung. Ab und zu musste ich sehr lachen; es gibt erheiternde Abschnitte.

Streckenweise liest es sich leicht und fluffig; persönlich habe ich an mehreren Stellen und vor allem gleich am Anfang mit auch thematischen Widerständen arg  kämpfen müssen, die hier nicht näher ausgeführt werden sollen.

Auch die gleichzeitige und im Grunde viel ausuferndere Darstellung des üblichen “Small-Talk-Oberflächen-Daseins” der “Normwelt” fand ich hier und da mühsam mitzugehen. Ich sag’ nur “Hochzeitsvorbereitungen” *ächz*. Gelegentlich war’s mir auch zu kitschumflort.

In diesem Fall war das Kopieren aus dem eBook nicht unterbunden sondern es gab im Gegenteil sogar die Möglichkeit, gleich korrekte Zitate zu generieren und weil ich diesen Umstand genutzt habe, hier einige daraus,:

Die Arbeit passte zu ihm, er interessierte sich für alles, das Interesse verdiente, und spielte lieber eine Nebenrolle in der Geschichte der anderen, als in deren Mittelpunkt zu stehen. Außerdem vermittelte ihm der Status als Underdog, ungenannt und unbesungen, eine gewisse Glaubwürdigkeit, selbst wenn sein Einkommen geringer ausfiel, als er es sich in seinem Alter gewünscht hätte — Hession, Rónán. „Leonard und Paul.“ DUMONT Buchverlag, p. 14



die Kunst besteht darin, genau zu erkennen, wie viel von der Welt man in sein Leben lassen kann, ohne davon überwältigt zu werden — Hession, Rónán. „Leonard und Paul.“ DUMONT Buchverlag, p. 25


Sein Bestes zu geben fiel ihm schwer, denn er wusste genau, was passieren würde: Man würde seine Ideen ablehnen, ohne sie zu verstehen, oder sie übernehmen, um sie als die eigenen auszugeben. Er versuchte, sich auf den einstigen Rat seiner Mutter zu besinnen, seine Arbeit zwar ernst, aber nie persönlich zu nehmen. — Hession, Rónán. „Leonard und Paul.“ DUMONT Buchverlag, p. 27


In Wahrheit sind gerechte Strafen in der Geschichte der Menschheit aber leider Mangelware. — Hession, Rónán. „Leonard und Paul.“ DUMONT Buchverlag, p. 28


Doch wenn man jemanden liebt, erkennt man oft nicht, wann aus Fürsorglichkeit Bevormundung wird. Wie aufrichtig sie waren, zeigte sich auch daran, dass jeder von ihnen insgeheim zu hinterfragen begann, ob das Ausmaß ihrer Einmischung angemessen war. Wie kann man sicher sein, dass man einen positiven Einfluss auf das Leben des anderen hat? Woher will man wissen, ob das Leben des anderen nicht genauso gut weiterläuft, wenn man sich nicht einmischt? Wann wird aus Halten Festhalten? Nur weil Paul sich nicht gegen ihre Bemühungen wehrte, bewies das noch lange nicht, dass sie ihm damit halfen. Es konnte genauso gut sein, dass seine Unselbstständigkeit nicht der Grund für ihre Bevormundung war, sondern deren Folge. — Hession, Rónán. „Leonard und Paul.“ DUMONT Buchverlag, p. 51



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