Donnerstag, 13. März 2025

Alte weiße Männer in Elfenbeintürmen, Frankfurter SchwurbelSchule und was man auch aus schrecklichen Büchern für sich mitnehmen kann

die Kritiker - fast nur Männer -  nennen das Buch „klug“, „böse“ „Intelektuellensartire“ und es gab nicht nur viele lobende Worte dafür in der Presse sondern auch den Schweizer Buchpreis 2017.

Die meisten der Rezensionen klingen, als hätten deren SchreiberInnen das Buch max. angelesen, dann zum Schluss geblättert und sich ansonsten auf ihre Vor- und MitschreiberInnen verlassen. 

Denn: obwohl die inneren Parts viel an ziemlich wild zusammengeschusterten Inhaltsbröckchen,  einiges an wirren, irren aber auch skurrilen Ansätzen zum Besprechen hergegeben hätten, tauchen in den Rezensionen lediglich die Grundidee und Anfang und Ende inhaltlich genannt auf. 

Das finde ich wieder komplett verrückt. Hätte jemand das Ding gelesen - ich glaube, ich gehöre zur Ausnahme derjenigen, die das wirklich zumindest weitgehend komplett getan haben - wären auch andere Ansätze und Wendungen hier und da in den Besprechungen aufgetaucht, um sich damit ein bisschen individueller zu positionieren.

Es wird einem aber auch echt nicht leicht gemacht, das Lesen. Der Protagonist wird immer wieder als „Schwafler“ charakterisiert und - konsequenterweise? Liegt hier der besondere Kunstgriff? - besteht der komplette Roman aus ausuferndem sprachlich verdrehtem IntellektuellenGeschwafel. Einem Geschwafel weißer alter Männer, die seit Jahrzehnten den soziologischen Elfenbeinturm der selbst ernannten und vom Staat unterstützten geistigen Elite besetzt halten. Vermutlich ist es dieser Elfenbeinturm, von dem sich der Protagonist am Ende ziemlich unvermittelt ins Jenseits stürzt. Also: das sag‘ jetzt ich dazu. Unweigerlich selber ins Schwafeln fallend.

Wieso habe ich mir diese Zumutung mit „abenteuerlichen Satzgirlanden“, so einer der Kritiker zu diesen BandwurmzumutungsSätzen mit oft nichtmal grammatikalisch vollständig-schlüssigem Aufbau also komplett angetan? Kleines Beispiel zwischengeschoben. Das da unten ist EIN Satz - und es gibt wildere davon im Buch:

Doris war es! Sie kommentierte bei meiner letzten Buchvorstellung im Sinne von: Jedes gelesene Buch ist das, was man persönlich daraus macht. Also lag mein persönlicher Fokus auf der Frage: „Was macht das Buch mit mir, was sagt es mir persönlich und was mache ich aus ihm?“

Da kam so einiges zusammen. Länger als mit dem Lesen des Buches habe ich mich mit Retrospektiven auf mein eigenes zeitweises Befinden im Soziologischen Elfenbeinturm beschäftigt. Mit der Zeit des Studiums, des Lesens dieser alten weißen Männer, die es schon waren, bevor dieser Begriff sie so benannte. Ja, klug sind die irgendwie schon (gewesen), die Adornos, Habermases, Benjamins und wie sie alle heißen und geheißen haben. Aber völlig richtig erkannt wurde es hier:


Oder auch (ich mache mir jetzt mal nicht die Mühe, die Quelle für die Zitate oben und unten nochmal rauszusuchen. Hab‘ vergessen, sie zu notieren beim Querlesen und bin ja hier nicht im Turm:

Sprache als Widerstand gegen Sprache? Weißte Bescheid, oder? ;-p

Es wäre mindestens ein eigenes Buch zu fassen, was für Gedanken, Entwicklungen, persönliche Erinnerungen mich mit alledem verbinden und dass letztlich auch diese Schwurbelbewohner der intellektuellen und politischen Türme dieser Welt - von denen sie sich ja dann doch nicht stürzen wie der literarische Professor Kraft es dann letztlich tut, indem er sich auf  der Aussichtsplattform des „Hoover Institution on War, Revolution and Peace“ vor kleinem digitalem Publikum  erhängt - dass also diese Schwurbelintellektuellen auch mit verantwortlich sind für wichtige Entscheidungen in meinem Leben (Anmerkung: Bandwurmsätze kann ich auch - schriftlich und mündlich - und nicht immer bringe ich sie im ersten Anlauf zu einem schlüssigen Ende ;)  

Damals kannte ich den Begriff „Fake“ noch nicht. Erkannte aber schon, dass ich es mit vielen davon zu tun hatte. Wie sonst sollte frau Bestnoten und jubelnde Bewunderung von oben für ausufernd lange Hausarbeiten an der Uni einfahren können über Texte und Sekundärliteraturen, bei denen sie anfangs dachte, zu blöd dafür zu sein, die überhaupt kapieren zu können um letztlich mit gleicher Münze zu kontern und dafür gefeiert zu werden. Fake. Alles Fake. Und nicht nur früher … aber auch das würde zu weit führen ;)

Im Buch wird alles schnöde und wenig liebevoll aber dafür oft unzusammenhängend chaotisch zusammengemixt: Namen aus Politik und Denkerwelt, sexuelle und persönliche Vorlieben des Protagonisten, Beobachtungen der Frauenwelt und persönlichen Dynamiken. Alles in einen Pott.



Und auch ich selbst landete bei der eigenen Schul- und Univergangenheit. Episoden von damals mit „MSB Spartakus“ und der eigenen Flucht aus dem Turm zu irdischeren aber greifbaren und … jaklar in dem Alter .. auch sexuell beigemixten …  Tätigkeiten und auf Jahrmärkten mit Neonschnürsenkeln.

Auch bei weltpolitischen Erinnerungen, die sich dank digitaler Medien nochmal Revue passieren lassen. Helmut Kohl bei der Übernahme des Bundeskanzleramts, viele politische und gesellschaftliche Namen und Vorkommnisse, die RAF, in deren Manifesten und Veröffentlichungen genauso verdreht rumgeschwurbelt wurde. Ich landete bei meinen eigenen Profs und Dozenten in Münster, von denen einer tatsächlich auch „Kraft“ hieß und mir als einer derjenigen in Erinnerung geblieben ist, der sich ausgiebig von den anwesenden „Rehaugen-Studentinnen“ bewundern ließ aber nur den wenigen anwesenden männlichen Studenten Intellektualität und Fachwissen zugestand. Und in der Tat lebt er noch. 

Wie gesagt: das „hinterhergooglen“ hat länger gebraucht als das Lesen des Buchs. Das Hinterhererinnern erst Recht. Es wäre ein eigenes Buch, das persönlich zu fassen. Aber wer würde das lesen wollen?

Ich stelle abschließend noch ein paar Auszüge rein. Vermutlich bin ich schlicht komplette Banausin und andere erkennen jubelnd die Genialität und kaufen sich sofort das Buch ;-p Ich bin mal wieder froh, es lediglich digital ausgeliehen zu haben.

Hier z. B. die Schilderung eines Nudelgratin-Essens im Silicon-Valley. Was für Normalmenschen ganz schnöde klingen würde, wird im Buch dazu:





Freitag, 7. März 2025

Ajahn Brahm + Master Guojun, Nur wer loslässt, kann auch fliegen

 „Gelassen bleiben in den kleinen und großen Stürmen des Lebens“

Darum geht‘s laut Rückeinband-Überschrift in dem Buch von Ajahn Brahm und Master Goujun:

„Nur wer loslässt, kann auch fliegen“ (Hardcover - geliehen)

Es sind einfache Geschichten und Anekdoten aus dem Leben der beiden Buddhistischen Meister. Was mich persönlich betrifft, docken diejenigen von Ajahn Brahm bei mir gründlicher an irgendwie. 

Sie sind relativ unspektakulär und trotzdem - oder gerade deshalb? - gab es mehrere Sätze darin, die mich berührt haben. Wobei letztlich nichts davon wirklich von Grund auf neu für mich war. Außer natürlich die inhaltlichen Aspekte aus dem Leben der beiden buddhistischen Mönche und Meister. Darunter einiges interessant, manches lustig.

Der Lesezeitpunkt hätte optimaler kaum sein können. Ich las es größtenteils im Zug von Plattling nach … eigentlich Freising … praktisch gab es aber eine Streckensperrung an diesem Tag und alle Züge auf der Strecke, die in Richtung Freising fuhren, stoppten in Landshut. 

Menschentrauben verstörter, eiliger, verzweifelter Reisender versuchten - meistens vergeblich - einen SEV-Bus zu erhaschen oder ein Taxi. Nahezu aussichtslos aufgrund der großen Menschenmassen in kürzester Zeit. Die Informationen spärlich und widersprüchlich. Einerseits fühlte ich mit den in großem Stress befindlichen, den alten, behinderten, der Sprache nicht mächtigen um mich herum. 

Andererseits stellte ich für mich in sogleich praktizierter Gelassenheit (das Buch war - neben dem Umstand, an dem Tag keine Verpflichtungen mehr oder Zeiten einhalten zu müssen - sicher auch ein bisschen mitverantwortlich dafür, dass ich nicht den allerkleinsten Bruchteil einer Sekunde in Stress, Eile, Hektik, Ärger …. verfallen bin) fest: super Sonnenschein, superschöne Stadt mit superguten Eisdielen ;-), gute Busverbindung in die Altstadt, das Deutschlandticket mal wieder ein Segen. Was also tun? Ganz klar:  Limonade machen aus der gar nicht mal so sauren Zitrone und diesen außergewöhnlich warmen Märztag geniessen. Eis essen, an der Isarpromenade durch die Sonne schlendern - so ist die um drei Stunden verlängerte Reisedauer doch eindeutig ein Zugewinn an Lebensqualität und kein Verlust an Zeit mehr. 

Auf einer Bank das Buch weiterlesen. Das allerdings nicht mehr für lange Lesestoff bietet. 

Kaum gedacht … fiel der Blick auf einen Bücherschrank. Reingeschaut und eins der Bücher spontan in den kleinen Rucksack wandern lassen. Problem gelöst :o)

Um doch wieder zum Inhalt des hier besprochenen Buches zu kommen … ach … ich zeige  einfach einige kleinere abfotografierte Passagen daraus (tschuldigung dafür, dass nicht wirklich zentriert im zweiten Fall. Hab‘ aber keine Lust, die Stelle nochmal rauszusuchen)



Frau findet sich eben auch gerne wieder mit „ihren ganz eigenen Themen“ ;)
und bei diesem Thema ist das der Fall
.
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Bei aller Schnörkellosigkeit der Sprache und ohne dass nennenswert brachiale Erleuchtungen aus den Blättern fielen: mir hat‘s Spaß gemacht, es zu lesen. Und auch weiteren Zugewinn gebracht. Wiederholung vertieft, hält wach. Und wenn man wach ist oder gar  einen Moment lang „erwacht“ - was dann? Wie sagt Master Guojun so schlicht: „Nichts Besonderes. Ist alles ganz normal“



Donnerstag, 6. März 2025

Haruki Murakami, Erste Person Singular

 Haruki Murakami, Erste Person Singular (Hörbuch)


Acht Kurzgeschichten lang erzählt Murakami aus seinem Leben. Wieder musste ich mich an Vorleser und Erzählstil erst gewöhnen, so dass die erste Geschichte ein wenig untergegangen ist in der Wahrnehmung. Habe überlegt, ob ich sie nochmal höre, es dann aber gelassen.

Ausgeliehen aufgrund eines kürzlichen kleinen Austauschs über den Autoren, von dem ich vor Jahren schon zwei Bücher gelesen hatte. Zuerst - klar bei meiner damaligen Leidenschaft - „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ An den Titel des zweiten erinnere ich mich nicht mehr aber es war thematisch  „irgendwas mit Liebe“.

Gehört habe ich die Kurzgeschichten größtenteils in S-Bahnen und Bussen weil ich in dieser Woche an vier Tagen einen relativ zeitintensiven „Enkelinnen-Bring-und-Abhol-Job“ absolviere und folglich jeweils entweder Rück- oder Hinfahrt alleine unterwegs bin auf immer weitgehend gleicher einstündigr Strecke. Außerdem beim Abholen oft noch ein halbes Stündchen warten musste. Für sowas taugen Hörbücher wunderbar. Wobei ich mich in der Tat bewusst am Riemen reißen muss, gedanklich nicht auch abzuschweifen oder nebenbei irgendwas - und seien es Fahrpläne und Bahninfos -  lesen zu wollen. Dann muss ich das Hörbuch abschalten weil ich ansonsten nix mitbekomme vom Inhalt Vermutlich der Grund, aus dem ich mich an frühere Hörbücher kaum erinnere. Jetzt - bewusst gehört und bei Unterbrechungen der ungeteilten Wahrnehmung wie z. B. Umsteigen mit Aufmerksamkeitsbedarf, Fahrkartenkontrolleuren, die Fragen stellen etc. sofort abschaltend  - klappt‘s mit der Erinnerung wunderbar.

Anfangs fand ich das Zuhören fast ein bisschen langweilig, die Geschichten innerlich nicht sofort an meine Antennen andockend  und habe bis ca. Geschichte drei noch überlegt abzubrechen und auf was anderes umzusteigen. Bin dann aber dabei geblieben und sehr froh darüber.

Es ist streckenweise ein bisschen mystisch, die Wendungen von wie selbstverständlich wirkender Übersinnlichkeit, die so normal rüberkommt, dass der Unterschied zwischen „normal“ und „vielleicht doch etwas abgedreht“? - verschwimmt. Überhaupt wird mit dem „normal-unnormalen“ meiner Meinung nach gekonnt auf mehreren Ebenen gespielt. 

Und als eine in diesem Fall völlig unmystisch-rückblickend und sehr realistisch-nüchterne (ich nehme zumindest als ziemlich sicher an, dass die Episode nackter Realität entspricht) Geschichte über eine BaseballMannschaft und das Fan-Dasein des Autors begann, seufzte ich in vorausahnender Langeweile ob des Themas auf, überlegte wieder, zumindest diese Geschichte zu überspringen weil das Thema so gar nicht meins ist … um dann - hab‘ doch weitergehört - festzustellen: richtig gut! Hat Spaß gemacht. Besonders der Schluss.

Bereichernd: in fast jede der Geschichten sind Musikthemen verwoben. Mit Nennung und unter Einflechtung ganz konkreter Stücke und Aufnahmen. Und das auf eine Art, die mich relative Musikbanausin (früher stärker Banausin - in den letzten Jahren ändert sich das Schritt für Schritt immer stärker) mehrmals dazu brachte, die Stücke bei AppleMusic rauszusuchen und sehr neugierig  - teilweise zu meinem großen Gefallen - anzuhören und die Interpreten bzw. Komponisten auf die „to hear“-Liste zu setzen.


Dienstag, 25. Februar 2025

Anne Bandel, Von oben fällt man tiefer


Das Stichwort „Wanderkrimi“ hat mich zum Ausleihen bewogen und das Cover fand ich auch nett. Außerdem und in erster Linie brauchte ich was leichtes für unterwegs im Mobil, wo ich abends gerne noch ein bisschen anspruchslos-unterhaltsam schmökere. 

Dafür taugt es. Die Idee, unterschiedliche aber durchgängig schräge Gestalten vom Eigenbrötler mit Traumabewältigungsbedarf über Paare mit desaströsen Beziehungsmustern bis zur Sexbombe mit Sprengkraft bei extrem unterschiedlichen Fitnessständen  gemeinsam auf den Weg einer Gruppen-Alpenüberquerung zu schicken, diese Idee finde ich amüsant und vielversprechend. 

Was die Handlung angeht, hält sie auch einigermaßen dieses Versprechen, bringt diverse Stränge, Hintergründe und überraschende Wendungen ins Spiel.

Die schriftstellerische Umsetzung ist allerdings eher so „geht so“. Irgendwie dachte ich manchmal: „hätte mehr hergeben können“ oder „ganz schön hölzern verschriftlich; bisschen mehr Witz wär‘ nett gewesen“.

Aber summa summarum war die Story nach den vier Mobilübernachtungen durch und hat den ihr zugedachten Zweck der lockeren  Reiselektüre erfüllt._

Mittwoch, 19. Februar 2025

Manuel Eckardt, 11 Atem-Übungen, die dein Leben verändern


  • Manuel Eckardt, 11 Atem-Übungen, die dein Leben verändern (eBook)

Es waren weniger die großen Versprechungen im Titel, die mich veranlassten, das Buch auf „vormerken“ zu setzen. Es war vielmehr die Zahl 11. Gleich elf Atemübungen? Alle Achtung! Obwohl ich Atemübungen schon seit Jahren in meine täglichen Routinen einbaue und ihnen tatsächlich viel Einfluss zuspreche auf alle auch im Buchtitel genannten Aspekte, zählte ich kurz durch und kam bei mir auf nur ca. sechs davon, die ich kenne, von denen ich vier auch mehr oder weniger regelmäßig anwende. Also bitte her mit den übrigen mir noch unbekannten Übungen und ihren nützlichen Anwendungsbereichen.


Die Vormerkung wurde mir von der Onleihe nur so semi-passend ausgerechnet zu einer Zeit zur Verfügung gestellt, als ich mit Grippe im Bett lag und jeder etwas „andere“ Atemzug in Bröckchen auswerfende Hustenattacken müdete. Und das ist die „halb passende Seite“ daran: ich hatte an anderer Stelle ohnehin nach nochmal neuen Übungen gesucht, die gezielt beim Abhusten helfen, das Zwerchfell stärken, die Bronchien schonen und möglichst ein Zusetzen der Nebenhöhlen (bei mir eine seit Jahrzehnten bekannte „Sollbruchstelle“) verhindern. War fündig geworden und auch im kranken Zustand schon dazu übergegangen, immer wieder auf Atem und Haltung zu fokussieren und beides bewusst einzusetzen.

Einschub: wobei sich die Anzahl auf mindestens 12 erhöht weil die für mich bisher einschlagendste und wichtigste je kennengelernte: das „kohärente Atmen“ gar nicht dabei ist. Seit ich das halbwegs konsequent täglich zumindest einige Minuten bewusst aber auch zwischendurch in Alltagshandlungen eingebunden praktiziere, kenne ich - allerdings sowieso größtenteils Gut-Schläferin - keinerlei Einschlafprobleme mehr und sehe sie als ideale Methode, sich bei Bedarf „runterzuregeln“.

Nun besteht die erste Hälfte des Buches ohnehin nicht aus den Übungen. Ich las mich durch sehr allgemeinphilosophische Binsenweisheiten (für mich)  zu Bewegungsverhalten, Ernährung. Regeneration und sonstigen Gesundheitsthemen, vom Autor zum „B-E-R-G - Prinzip“  ernannt. Was mich fast in die Flucht schlug weil mir diese Coaching-Seminare und mit Verve unter die wartende Jüngerschar gestreuten nigelnagelneuen möchtegern-Weisheiten mit zwanghaften zu schmissigen Wörtern komprimierten Verkürzungs-Formeln schon sehr lange sehr auf die erloschenen Eierstöcke gehen.

Wobei: ich glaube, in den meisten Bereichen liegt der Mann gar nicht so falsch und für sehr viele sind das gar keine Binsenweisheiten. Aber ich habe Jahrzehntelang in Läuferforen, Wissenschaftsmagazinen, Pharmazeutischen Publikationen. Seiten mit den neuesten Forschungsstudien zu so ziemlich allen auch körperlichen Nebenthmen etc. mitgelesen. Da ermüdet die Formel zur Berechnung des angeblichen Maximalpulses dann doch ein wenig. Aber nungut, Ein Buch mit dem Titel „die 5 Atemübungen, die Frau Lizzy noch nicht kennt“, das sich anschließend auf die Darstellung genau dieser beschränkt … würde sich vielleicht doch eher nicht so gut verkaufen und so las ich mich tapfer durch alle Lebensweisheiten. Fühlte mich auch durchaus oft bestätigt. Was ja immer nett ist.

An einigen Punkten zum Umgang mit NEMs würde ich zumindest nachfragen wenn nicht gar etwas diskutieren wollen … aber letztlich bleibt‘s da sogar unter Wissenschaftlern meist bei „Ansichtssache“ oder dem guten alten: „Der eine sagt so, der andere so“.

Der Rest ist okay - ich würde das Buch durchaus empfehlen können und weil es darin nicht nur in der Tat ein paar neue Atemübungen gab. Ich kannte allerdings mehr als ich dachte aus dem gelegentlichen QiGong, hatte die aber gar nicht als solche auf dem Schirm.  

Außerdem enthält das Buch nicht nur ein 40-Tage-Übungsprogramm in gedruckter Form sondern auch den Barcode zu einem Portal, in dem eben dieses Programm für Leser des Buches nach Registrieren kostenlos absolviert werden kann. Ich lasse mir eindeutig lieber digital vorturnen und voratmen als immer wieder auf Blättern nachzulesen, was danach passieren muss.

Dabei habe ich den Buchautoren als einen derjenigen wiedererkennen dürfen, denen ich auf anderen YouTube-Plattformen schon seit Jahren per Abo folge. Es war einer der seltener genutzten aber gar nicht schlechten Kanäle. Hab‘ mir gleich mal ein zum Genesungsstatus und den nach Tagen extrem eingerosteten mäkelnden Gräten  passendes Video zur „Ganzkörpermobilisation“ rausgesucht und mitgemacht.

Und werde ab heute die vier Wochen Atemprogramm mit - wie ich aus dem Buch schon weiß - begleitenden „Body- und Mind-Übungen“ absolvieren. Sieht gut und nützlich aus :o)

Montag, 17. Februar 2025

Dirk Reinhardt, Über die Berge und über das Meer

 



Auch hier wieder das für mich manchmal fast irreführende Label „Jugendbuch“ (Altersempfelung des Verlages: ab 13. Es wird häufig als Unterrichtsmaterial verwendet, wie ich erfahren habe). Das liest sich immer so, als wäre es nur was für Jugendliche und irgendwie schulmeisternd.

Es steckt viel Wissen, Recherche und Hintergrund drin. Das auf jeden Fall. Ich habe - obwohl der Thematik nicht ganz fern - einiges dazuerfahren. Also doch irgendwie ziemlich lehrreich - ohne irgendwo auch nur einen Hauch schulmeisternd zu sein. Die Sprache ist auf eine selten empathische Art gleichzeitig betrachtend, ruhig, auch ein bisschen kühl dahinfließend und trotzdem emotional dicht. 

Als Leserin stand ich eng neben den Figuren wenn nicht sogar gelegentlich Anteile von Ihnen sich in meine direkten Emotionen  reinschummelten. Diese lesende Verschmelzung mit dem Inhalt und ihren Protagonisten findet bei mir gar nicht mehr so häufig statt. Hier war sie sogar gleich bei mehreren Charakteren nahtlos mäandernd möglich.

Die beiden HauptFiguren aber auch ihre Familien und alle in ihrem ursprünglichen Umfeld Lebenden erscheinen in ihren Persönlichkeiten, sozialen Hintergründen, Entwicklungen und Verwandlungen  hautnah.  So unfassbar geduldig, mental stark und über die Grenzen ertragend sie sind, so emotional angegriffen fühlte ich mich streckenweise beim Lesen (was ein bisschen allerdings auch dem beim Lesen intensiv wütenden  Infekt(Grippe?)  und seinen physisch und psychisch schwächenden Begleitumständen geschuldet gewesen sein mag). 

An vielen Stellen musste ich aus sehr unterschiedlichen Motivlagen sehr unterschiedlich gefärbte Tränen rauskullern lassen  - stellvertretend für die viel zu aushaltenden Personen im Buch? *rumpsychologisier* -  und wünschte mir, einiges vom Erfahrenen schon früher so gefühlt zu haben. Als ich es noch praktisch hätte einfließen lassen können. Wie und wann auch immer: für mich war das Lesen und Mitgehen ein Zugewinn.


Freitag, 7. Februar 2025

Brigitte Küster, Von empfindsam bis hochsensibel




Obwohl es mir im ersten Moment ein bisschen zu stark nach „Lebensberatung“ aussah, habe ich es ausgeliehen und gerne gelesen. Das Thema wird erfrischend vielschichtig betrachtet. Ohne Beweihräucherung und einseitige Lobhudelei dieser Eigenschaften. Vorteile, Nachteile, Begleiterscheinungen, Folgen und vielen Ansprüchen an Eigeninitiative und Verantwortung. Mit Geraderücken einiger gängiger einseitiger Sichtweisen und Vorurteilen dazu von „Hüben wie Drüben“.

Ich füge wieder einige wie ich finde sprechende Ausschnitte und Leseproben ein weil ich denke, dass diese deutlich mehr rüberbringen können und helfen, in Erinnerung zu bleiben als meine „Interpretationen“.



Gerade wollte ich behaupten, dass ich ohnehin gar nicht so schlecht darin bin/war, die angeführten empfohlenen  Strategien selber herauszufinden über die Lebenspraxis und auch da anzuwenden, wo ich sie für mich für sinnvoll erachte … aber das mit der Vermeidung von „Verzettelung in zu viele Themen“ … das wäre optimierbar gewesen. Im nächsten Leben dann ;o)

Leonardo da Vinci fand ich schon immer zitierens- und in manchen Punkten nachahmenswert ;-)


Najagut, auch das habe ich dann doch schon mitbekommen. ddass es auch oft mühselig und anstrengend werden kann, wenn man was reißen möchte. Ist mir nicht gar so neu. Was mir bei allem gut gefällt ist das Herausarbeiten auch der Selbstverantwortung und das Vermeiden der „Schuldigensuche“ incl. den in diesem Zusammenhang gerne mal wie selbstverständlich gestellten Ansprüchen und Forderungen an „die Anderen“.


Jo. Das allerdings ist ein essenzieller Lerninhalt. Bestätige ich gerne. Wobei das mit der Metaebene und „Emotionsregulierung“ in den meisten Lebensbereichen ganz gut funktioniert. Die Defizite der Emotionsregulierung zeigen sich - Metaebene hin oder her - mehr  in den privatesten Eckchen. So ab und zu … Um nicht zu sagen: der arme Gatte badet das schon gelegentlich  aus ;)


Schwimmen habe ich in wörtlicher und der hiesigen metaphorischen Bedeutung autodidaktisch in kompletter Eigeninitiative ersteres während der Grundschulzeit gelernt. Ohne Aufsicht im Bad, ohne Schwimmlehrer. Einfach, weil ich es könnten wollte. Letzteres vertiefe ich weiterhin. Viel über „Versuch und Irrtum“ - VIEL Irrtum ;-/  Schwimme aber angeblich gar nicht so übel trotz wilder Stilwechsel. Die Gefahr des Ertrinkens im Lebensstrom besteht kaum noch. 



Absolut! Jeder liebt es wohl, sich in Büchern und Texten anderer bestätigt zu fühlen und wiederzufinden. Ist mir bei diesem Buch häufiger passiert. Nicht immer. Es gäbe auch Mäkelpunkte aber wo gibt‘s die nicht. Zumindest halte ich es für ein gelungenes Buch zum Thema und um sich in Facetten, Hintergründe und „andere Seiten“ einzudenken, einiges zu hinterfragen oder auch gegen die hiesigen Aussagen für sich individuell trotzdem zu bestätigen. Hinterfragen und nochmal neu hingucken mit ein bisschen verschobenem Blickwinkel schadet eher selten.

Sonntag, 2. Februar 2025

Jochen Gutsch + Maxim Leo, Frankie

»Das wär nix für mich, so’n Lebenssinn. Erstmal muss man ihn finden. Und dann muss man drauf aufpassen, damit man ihn nicht verliert.«

Wenn ein suizidal-depressiver Schriftsteller und ein sprechender und philosophierender Kater - der Ich-Erzähler der Story -  über Lebenssinn, Liebe und das ganze Zeugs quatschen, klingt das erstmal ziemlich platt und abgedroschen. Vermutlich isses das auch irgendwie. Wobei mir persönlich das Streben nach leckeren Soßen ein durchaus vernünftiger Lebenssinn zu sein scheint. Auch nicht schlechter oder besser als andere.

Aber nachdem ich mich - zuerst beim Joggen -  mit der Vorleserstimme (Matthias Matschke) arrangiert hatte (fiel mir anfangs etwas schwer), musste ich auch wieder zu Hause angekommen schlicht dranbleiben an der Geschichte von sprechenden Haus- und Wildtieren mit sehr individuellen Charakteren. Nein - es ist kein Kinderbuch ;)

By the way: auf Frankies Frage, wieso Menschen aus unterschiedlichen Ländern sich nicht automatisch auch verstehen …. es also anders als bei Tierarten keinen menschlichen Universaldialekt „menschisch“ gibt, auf diese Frage fehlt mir eine schlüssige Antwort.

Ohne Rücksicht auf die gelegentlich auch schwülstigen und schulmeisternden  Parts konnte ich die gefühlvollen, lustigen, schnodderigen, oft emotionalen, hier und da sarkastischen oder albernen Abschnitte und eingestreuten Plattheiten so sehr genießen, dass ich die gut vier Stunden Vorlesestoff - teilweise mit Katze(n) auf dem Bauch auf dem Sofa liegend  -  in einem Rutsch durchgehört habe.

Katze  geht eben immer 🐈

Francesca Reece, die Unmöglichkeit von Liebe

 


„Eine Liebesgeschichte über das Leben, für das wir uns entscheiden, und über das andere, das uns vielleicht noch glücklicher gemacht hätte“



Gibt es eigentlich eigene Texter für diese Covertext-Kurzanreißer? Sie versprechen viel und halten oft mal so gar nix davon. 

Aber wie immer gilt auch hier: Geschmackssache. 

Ich habe bei ca. Seite 50 abgebrochen nachdem mir das grobe Weiterblättern bestätigte, dass ich hier wieder für mich zähe Handlungen von für mich uninteressanten Menschen mit für mich eher einschläfernden Dialogen lesend begleiten soll / könnte / müsste / würde … wenn ich denn weiterlesen täte ;-) Tat ich also nicht und geb‘s nur angelesen zurück in die Bücherei

Freitag, 31. Januar 2025

Bill Bryson, Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers



Mal nachgesehen, was die Onleihe-München von Bill Bryson im Angebot hat. Dort gab‘s digital nur (Hör)Bücher von ihm, die sich an Kinder und/oder Jugendliche richten.

Mit dem Bewusstsein, neuerdings auch Hörbücher besser abzuspeichern im Hirnkasten und um das zu veri- oder falsifizieren, das nebenstehende recht kurze (gut 2h Laufzeit) ausgeliehen und bei Busfahrten angehört.


Ein bisschen was ist dazugekommen an Wissen seit dem eigenen Biologieunterricht anno dazumal. Als Leserin von Wissensmagazinen war nicht vieles neu (was nicht heißt, dass ich mir die Fachbegriffe und Abkürzungsbedeutungen unbedingt merken kann). Einiges war aber auch für mich interessant genug, dass ich ihm noch ein bisschen hinterhergegoogelt habe.   Der Unterhaltungseffekt seiner mir schon bekannten Bücher („A walk in the woods“ und „Streifzüge durch das Abendland“) wurde leider nicht annähernd erreicht.

Tommy Jaud, Man Müsste Mal


         Untertitel:  Nix gemacht und trotzdem happy

Wie so oft: bei den Neuerscheinungen stehen sehen und spontan mitgenommen in der Stadtbibliothek. Warum?: weil der Titel vermutlich den meisten und so auch mir spontan ein Lachen abringt. Der ist auf seine einfache Art ziemlich eindeutig und gleichzeitig vielschichtig. Lustig eben.  Außerdem die Erinnerung an “Hummeldumm” vom selben Autor, das mich auf meinem Flug zum BigSur-Marathon in Kalifornien im Jahr  2011 sehr erheitert hat. 

Damals unbeeindruckt von der beim Anblick des Buches  naserümpfenden Rüge ob der Autoren-Niveaulosigkeit von einer kulturbeflisseneren Nachbarin. Ich lache auch gerne mal über flachere Unterhaltung wenn sie irgendwas hat, das nicht nur blöd ist.

Leider kommt diese Kurzgeschichtensammlung nicht annähernd an den damaligen Roman heran und es ist fast durchgängig ziemlich flach. Schade eigentlich weil die Ideen ansich gar nicht mal schlecht sind. 

Als schon im Vorwort zu erahnen war, dass die Cashback-Systeme von PayBack, Lidl & Co. auf’s Korn genommen werden, verfiel ich in vorauseilender Erheiterung ob des Wissens, voll und ganz bei meinen Macken ertappt zu werden, in heftigste Lachanfälle. Die Idee, sowas zu einer ich-erzählten Comedy-Posse zu verarbeiten, fand ich noch vor dem Lesen großartig! Finde ich immer noch. Aber die konkrete Umsetzung in diesem Buch zu … auswalzend. Und irgendwann nicht mehr witzig sondern nur noch bemüht. Immer wieder aufpoppend auch in den Folgegeschichten den roten Heiterkeitsfaden durchziehen sollend. 

Der bei mir aber schon bald umschlug in ausgefranste Gewitzelmüdigkeit. Hab’s trotzdem durchgelesen. Hätte ja sein können, dass ich sonst meine eigene Heiterkeit verpasse. Ein paar müdere Grinser und belustigtes Gekicher gab’s dann auch noch … frau nimmt mit, was sie kriegen kann ;)

Montag, 27. Januar 2025

David Almond,, Skellig

 

Es wird unter dem Label “Jugendbuch” (ab 11 Jahre) geführt, ist für mich aber alterslos(gelöst).


Wunderschöne poetische Handlung und Sprache. Phantasiereich und emotionsgewaltig in düsteren und befremdlichen wie in lichten und schwebenden Bildern.

Wie kam ich drauf? Über einen Querverweis im Anhang bzw, in der Literaturliste des  Buches  von Thomas Bock (s. eins drunter).

Eigentlich war es ein Verweis zu einem Text von Johanna Walser (Tochter von Martin Walser, wie ich nun gelernt habe), den ich aber in der Onleihe nicht fand. Was ich fand, waren Übersetzungen von ihr und ihrem Vater (ich kenne das Original nicht - aber diese  Übersetzung ist “wow”!), die mehrere Jugendromane von David Almond gemeinsam übersetzt haben. Einer war gerade verfügbar und so habe ich ihn mir erklickt.

Das schreit nach mehr. Von Autor und Übersetzerin …

Freitag, 24. Januar 2025

Thomas Bock, Achterbahn der Gefühle


Thomas Bock, Achterbahn der Gefühle (digital) 



Hier finde ich, dass einige Textauszüge mehr darüber sagen, welcher Ansatz zur Betrachtung psychiatrischer / psychologischer Begriffe bei diesem Buch die Basis und Herangehensweise an auch problematische Anteile menschlichen Daseins und Wesens bildet.

Ein in meinen Augen wichtiger und richtiger Ansatz und Weg von Thomas Bock, damit umzugehen. 








Montag, 20. Januar 2025

Oskar Maria Graf, Wir sind Gefangene

 

Ein Bayrischer selfmade-Autor und seine literarisch aufgearbeitete Lebenserzählung, mit der er dann 1927 endlich den lang ersehnten Durchbruch in die Welt der anerkannten Schriftstellerei schaffte.

Oskar Maria Graf ist einer der vielen bekannten Namen auf dem Bogenhausener Promi-Friedhof und ich habe mir seit ungefähr 20 Jahren vorgenommen, mich irgendwann in ihn einzulesen und mich mit seiner Geschichte und den Werken zu beschäftigen. Dass es gerade jetzt passiert ist, war - wie so oft bei mir - dem zufälligen Umstand geschuldet, dass mir dieses Hörbuch bei einer Suche mit jeweils immer mal abgewandelten Filtern als das am besten bewertete und direkt verfügbare  der gesuchten Rubrik von der Onleihe ausgespuckt wurde.

Besonders die Vertonung durch den Leser bzw. Sprecher  (Kabarettist / Schauspieler Jörg Hube +2009) ist ganz und gar unglaublich weil er es schafft, das Stück so packend, überzeugend und wie spontan erzählt zu lesen, dass ich als Hörerin immer wieder -  entgegen des besseren Wissens vom Verstand her - emotional völlig davon überzeugt bin und ein Fühlen entwickele, als würde mir der wirkliche Erzähler, der all das erlebt hat, selber vorlesen bzw. erzählen. Da ist kein Abstand zwischen Erzähler und Erzähltem auch nur zu ahnen.

Viele Aspekte weckten immer mal wieder die Neugierde, nebenher Recherchen anzustellen, dazuzulernen, zu überdenken und diverse Wissensbereiche aber auch persönliche Erinnerungen aufzufrischen und einzubeziehen. Schon von daher hat es sich gelohnt.

Samstag, 18. Januar 2025

Emilie Pine, Botschaften an mich selbst

 

 

Ganz groß! Es gibt zu dem Buch schon viele Rezensionen, die ich mit Sicherheit nicht übertreffen kann. Möchte es auch gar nicht versuchen. Es wurde zu Recht mit Preisen ausgezeichnet denn es ist ebendas: ausgezeichnet! 

Besonders beeindruckt mich die Fähigkeit der Autorin, zutiefst emotional besetzte Themen, die gemeinhin mit “Schwäche” assoziiert sind,  radikal persönlich und dennoch sachlich, nüchtern und vor allem stark, selbstbewusst und aufrecht darzustellen.

Donnerstag, 16. Januar 2025

Klaus Kordon, Krokodil im Nacken

 

Der autobiographische  Roman wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.  Lässt das auch vermuten und hoffen, dass Jugendliche auch in bildlastigen schnellen Zeiten einen solchen doch recht langen Roman mit - bei aller Leichtigkeit im zweifellos gekonnten Schreiben - schwer verdaulicher  Kost wirklich lesen? Möge es so sein!

Er behandelt nicht nur wichtige Aspekte der nationalen Geschichte sondern lenkt den Geist zu viel weiteren Ufern, regt zum eigenständigen Denken, Hinschauen und Hinterfragen an. 

Selber muss ich gestehen, dass ich ihn an vielen Stellen immer mal wieder  nur überflogen habe, was nicht ausschließlich den vorhandenen Längen geschuldet war sondern meiner Unfähigkeit, derartig realitätsgetreue Schilderungen dunkler menschlicher Strukturen in Gesellschaften, Machtformen und nicht zuletzt Einzelpersönlichkeiten  allzu ungeschminkt und ausführlich lesend und anteilnehmend zu ertragen. 

Zu klar mein Fazit: “So ist es, war es immer und wird es immer auch sein. Zeitweise nur im Kleinen und Zwischenmenschnlichen, häufig als Diktatur in ganzen Staaten.” Immer mal wieder möchte ich dann den Finger hebend bitten: “Haltet die Welt an; ich möchte aussteigen!”

Mein Dank an dieser Stelle ans Uninversum, davon im bisherigen Leben nicht die volle Ladung sondern vergleichsweise nur Krümel  abbekommen zu haben, auch nie vor ernsthafte Gewissensentscheidungen gezwungen worden zu sein.

Allein das Wissen, dass es auch die andere Seite und viele Zwischenstufen gibt,  ließ mich - trotz Aussparungen einiger Textpassagen - bis zum versöhnlicheren Ende durchhalten.

Dienstag, 14. Januar 2025

Helene Tursten, Morden mit Maude


Eigentlich parallel gelesen zum Buch von Theresa Prammer und dann doch flott durchgerutscht durch den Text,

So ein “naja”-Krimigeschichtenbüchlein. Nicht allzu raffiniert, nicht wirklich spannend, manche der Handlungen ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Aber lässt sich so nebenbei als Zeitvertreib mitnehmen.

Das Beste: diese meist langweilige schwarz-weiß-böse-gut-Schiene und der Mörder muss zwingend bestraft werden-Ödnis wird hier mal nicht bedient.  
Dass manch ein Tötungsdelikt letztlich eine gute Tat darstellen kann … wer wüßte das nicht schon lange? ;-)

Sehr nervig allerdings einiges an der Übersetzung. “Erblickt” z. B. werden in einer unerträglichen Verbwiederholungsdichte die Dinge ca. dreihundertsiebenundachzigmal zu oft. 

Sonntag, 12. Januar 2025

Theresa Prammer, Auf dem Wasser treiben


Eine Suche danach, was Menschen verbindet und zusammenhält.”

Ist mir in der Stadtbibliothek München  (Zweigstelle Bogenhausen) ins Auge gesprungen, Klappentext gelesen und mitgenommen. 

Le/s-b/enszeitverschwendung!

Auf Seite 91 - siehe rechts unten - was etwas vor Halbzeit des Buches ist, war dann wirklich mal Schluss mit nicht lustig und noch weniger gehaltvoll oder auch nur unterhaltsam. Wo auch immer die z. T. recht guten Rezensionen herkamen … doch nicht etwa dem Umstand geschuldet, dass die Autoriin Schauspielerin, Regisseurin und damit vermutlich in der Kulturwelt gut vernetzt ist? Könnte natürlich auch schlicht an den unterschiedlichen Geschmäckern liegen.


Nach diesem leeren Geschwurbel, das nach streberschülerhafter Umsetzung eines drittklassigen Schreiblehrgangs klingt mit all den bedeutungsvollen Blicken,  die sich treffen, bebenden Nasenflügeln,  Türen, die krachend ins Schloss fallen und den Spannungsbogen vermutlich aufbauen sollenden Pünktchen-Pünktchen-Pünktchen-Dialogen, war die Grenze des Erträglichen für mich überschritten. 

Nachdem ich überhaupt nur aus analytischen Gründen und dem es-nicht-Glauben-Wollen geschuldet soweit gelesen hatte. Mit Unterbrechungen, in denen ich jeweils was anderes las und die hiesige Handlung samt Figuren jeweils komplett vergessen hatte. Die Erinnerung daran kam beim Weiterlesen dann zwar immer wieder … aber so blass, wie die Charaktere bleiben, ist das letztlich unerheblich.

Das nennt sich dann wohl talentfrei umgesetzte SchundUnterhalungsliteratur. Ums Verrecken nicht entstehen wollende Charaktere, uninteressante durchgehend unglaubwürdige Handlung mit eher für den filmischen Umsatz gezeichneten Klischee-Umgebungen. 

Dem sei zugute gehalten, dass es vermutlich wirklich eher für eine Verfilmung geschrieben wurde. Wobei ich mit derartigen Filmen ebenfalls niemals freiwillig meine Zeit verplempern würde. Uninteressanten Handlungen beiwohnen, mit blassen Figuren überflüssige Dialoge führen … das muss mensch im Leben selber oft genug, da muss ich ja nicht noch fiktiven noch schlimmeren Gestalten lesend oder Film guckend dabei zusehen. 

In diesem Sinne ist die Suche nach dem, was die Menschen verbindet und zusammenhält meiner unmaßgeblichen Meinung nach hier krachend gescheitert.

Sonntag, 5. Januar 2025

Elizabeth Strout, Am Meer

 

Von der Autorin habe ich fast alles gelesen und besonders die Romane um Lucy Barton  - aber

allen voran der Pulitzer-Preisträger Mit Blick auf’s Meer” und ihre Protagonistin Olive Kitterridge 
haben mich berührt und eingesaugt.

Es fällt mir nicht leicht, etwas über das Buch zu schreiben weil sich alles zu … fest und bestimmt lesen würde und ich bin mir nicht darüber im Klaren, ob es für mich sowas wie ein “Fazit” gibt und falls doch, ob es sich nicht im Nachhinein noch ändern wird.

Denn schon beim Lesen passierte ich sehr unterschiedliche “Stufen”. Relativ schnell kam Widerstand auf gegen die Inhalte: die Pandemie und den Umgang der Hauptpersonen aber auch der Autorin damit. Starke Widerstände. Identifikation oder auch nur Entgrenzung in die Personen hinein war schlicht unmöglich. Alles sehr weit von meiner (Gedanken-, Fühl-, Werte- und realen) Welt entfernt.

Irgendwann dachte ich mir: “Denk’ einfach nicht. Leg’ Erwartungen ab, beurteile weder die Handlung noch die eigenen Reaktionen und schau’ dir den Film an, der im Kopf  entsteht und mehr nicht.” 
Elizabeth Strout erzählt auf eine Art, die ich beruhigend aber nicht langweilig finde. Schön mitzugehen.  Auch dann, wenn die Inhalte weit weg von meinen Interessen und Neugierden sind.

Also habe ich den Roman durchgelesen und will, kann und werde nicht entscheiden, wie ich ihn fand. Nicht für mich und nicht für andere.

Allerdings eins: wer die Vorgängerbücher um Lucy Barton nicht kennt, sollte es wirklich nicht lesen; das macht wenig Sinn. Und wer sie kennt … wird es vermutlich sowieso 

Donnerstag, 2. Januar 2025

Christel Petitcollin, Ich passe nicht in diese Welt


Rettende Kommunikationsstrategien für Menschen, die zu viel denken.

Spontan und ohne dazu zu recherchieren digital ausgeliehen wegen des Titels und weil mich der Satz “Die Elisabeth, die war schon immer ein bisschen anders …” seit frühester Kindheit begleitet.
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Mein Fazit: Völlig unklar, was die Autorin wem auch immer sagen will oder wollte.
Nach dem Lesen der ersten und in Folge nur noch Überfliegen der folgenden Kapitel (“kommt da noch mehr?”, “Wird’s gehaltvoller?”) ein für mich vernichtendes Fazit: 
Die Antwort “42” enthält mehr Substanz als dieser Versuch, so ziemlich sämtliche Fragen und Inhalte des Daseins - von umfassender aber auch rausgpickt spezieller Weltgeschichte über Psychologie, Philosophie, Kommunikations- und anderen Wissenschaften, individuellen Problematiken in einem Rutsch … nicht zu klären … sondern einfach mal so mit wenig Zusammenhang und noch weniger sprachlichem Vermögen, seltsamen Beispielen und effekthascherischen zeitaktuellen Schlagzeilen-Vorfällen oberflächlich in den Raum eines Buches zu spucken. Ohne mir ersichtlichem sinnvollen Aufbau.  Eine etwas holprige Übersetzung aus dem Französischen mag das ihrige beisteuern zum mehr als mangelhaften Lesevergnügen.
Jaja … es gibt schon auch interessante Thematiken, die angesprochen werden. Also: eigentlich alle Thematiken irgendwie.  Viele kleine Thesen, Beispiele, kurze (pseudo)wissenschaftliche Einschübe mit vielen Fachbegriffen (irgendwie allen), alltägliche “Wahrheiten”, Anekdoten, Zitate …  in denen sich wiedergefunden werden darf .. aber wozu eigentlich?