Dienstag, 25. März 2025

Sandra Konrad: „Fühlen, was ist“

Manchmal habe ich das Gefühl, ich wiederhole mich. Zumindest könnte ich manche Passagen, die mir zu Büchern - insbesondere einige von denen mit irgendwie psychologischen Bestandteilen und Inhalten - einfach rüberkopieren. Mag aber u. a. auch daran liegen, dass ich es insgesamt nicht so mit “Lebensratgebern” habe (aber nichtsdestotrotz in Abständen immer mal wieder spontan mitgenommene plötzlich in der Tasche und auf meinem Lesestapel vorfinde ☺️)

Insgesamt fand ich nichts oder nicht viel grundsätzlich für mich falsches in den kurz gehaltenen Kapiteln mit jeweils einem Inhaltsschwerpunkt. Einiges hätte ich vermutlich nicht so stehen lassen oder zumindest relativiert. Die Themen wurden herausgegriffen aus Problematiken, die vermutlich die meisten mehr oder weniger aus Eigenerfahrung oder im näheren Umfeld kennen: Partnerschafts- und Erziehungsthemen, Ablösung, Ängste …

Es ist nur alles derartig allgemeinphilosophisch - um nicht zu sagen: grob oberflächlich - behandelt, dass ich nicht wüsste, wie eine danach suchende Person konkreten Nutzen daraus ziehen könnte.

Aber möglicherweise liege ich damit falsch; woher sonst die hohen Verkaufszahlen der doch recht vielen Bücher der Paar- und Familientherapeutin Sandra Konrad. Und gut lesen lässt es sich ja durchaus auch. Die eigentlichen Botschaften sind meiner Meinung nach: „Guckt erstmal hin statt weg und wenn ihr es alleine nicht schafft, die Dinge zu bessern, wo Leidensdruck herrscht, dann lasst euch helfen!“ 

So gesehen mag sie ihre Berechtigung haben. Selber würde ich mich da schon ein paar Schritte weiter sehen und  halte es letztlich -  nicht generell aber tendenziell -mehr mit ihrem Schwiegervater (Leseprobe S. 11  ;-) 

Auch diesmal ein kleines Lesepröbchen aus dem Buch, das - bereits wieder abgegeben - auf weitere Ausleihende wartet oder sie schon gefunden hat:



Oder warum nicht gleich zwei davon:



📓


Samstag, 22. März 2025

Bernd Stelter, Wer älter wird, braucht Spaß am Leben

Das Buch hat mich beim Stöbern in der Onleihe angelacht. Versprach heitere Unterhaltung und damit die Gelegenheit, mal eben ein bisschen das Hirn durchzupusten. Lachen eben. Es war auch gerade verfügbar - also habe ich es ausgeliehen.

Hat‘s gehalten, was ich mir davon versprochen hatte? Für mich persönlich eher nicht. Wo andere RezensentInnen von „Tiefgang“ schreiben, sah ich Oberflächlichkeit und Binsenweisheiten. 

Nicht viel, was ich inhaltlich direkt als „passt nicht“ beurteilen würde. Aber noch weniger, das mich selber sonderlich ansprach. Auch mit der Art des „Humors“ konnte ich eher nix anfangen. Ehrlich gesagt fand ich es nichtmal lustig.

Das Gesicht des Autors kam mir beim Ausleihen zwar flüchtig bekannt vor aber ich wusste nicht, was der macht oder woher jemand ihn kennen könnte. Liegt wohl daran, dass mich auch zu dem, was er auf der Bühne beruflich macht, nichts hinzieht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Natürlich habe ich mich auch zu weiteren Hintergründen von Bernd Stelter schlauer gemacht - zumal er im Buch ja auch letztlich in erster Linie sein Leben betrachtet und einen mitgucken lässt. Ich fand‘s größtenteils langweilig. Auch und gerade den Schreibstil. Hab‘ trotzdem - war leicht und ging schnell - komplett gelesen mit überflieg-Anteilen. Er scheint insgesamt ein ziemlich sympathischer Kerl zu sein.

Es sind Versuche, über einen Tellerrand zu gucken. Wobei der Autor - unter anderem auch, indem er „wir‘zt“ und „uns Deutsche“ oder „uns um die Sechzigjährigen“ in (s)einen Pott wirft bzw. zerrt (was ich hasse!) vor einem Teller hockt, der mit meinem - ausser dem Alter - nicht viel zu tun hat. Also auch von einer komplett anderen Wahrnehmungswelt ausgeht. Von der er Ratschläge zur Lebensgestaltung gibt - zuweilen ins Predigen verfällt, andere Gleichaltrige ein paar ebenso oberflächliche Zusatzweisheiten präsentieren lässt … 

Geschrieben wurde es in der Corona-Zeit, in der ja viele Bühnenmenschen plötzlich anfingen, die Zeit mit Schreiben über ihr Leben und Denken zu überbrücken. Ich habe schon einige der Ergebnisse davon in den Fingern gehabt und musste feststellen: selbst ansonsten gute AutorInnen wurden für mich plötzlich öde. Vielleicht sollte ich ihm nochmal eine Chance geben und mir einen Krimi von ihm vornehmen. Davon hat er einige geschrieben (sind mir bisher nie untergekommen).

Aber wie geschrieben: es scheint ein Bestseller geworden zu sein und  bekommt gute Besprechungen. Mein Geschmack tut dabei eher nichts zur Sache. Ich gucke ja auch kaum Glotze, RTL - wo Stelter offenbar häufiger zu sehen ist - existiert für mich nichtmal mehr in der Wahrnehmung,  so dass auch kein versehentliches Reinzappen stattfinden kann. Comedyshows finde ich fast durchgängig gruselig und nicht lustig. Dass ich damit nix anfangen kann, ist also wohl eher meinem „neben der Masse Ticken“ geschuldet. Denn so wirklich falsch finde ich die Sachen, die Stelter schreibt, ja gar nicht. Aber neu oder auch nur einen Hauch überraschend eben auch nicht. Siehe unten:



👵🏻



Mittwoch, 19. März 2025

Ödipus - spannend aus Frauensicht interpretiert

  •  Natalie Haynes, Die Kinder der Jokaste (eBook)

Diesen Roman, eine Art „historischer Roman“, der bekannte aber auch weniger bekannte Gestalten der Griechischen Mythologie in einer Art „Neuinterpretation“ erzählt, so zu präsentieren, dass es nicht kompliziert klingt, fällt mir ein bisschen schwer.

Denn: je nachdem, wie man das Lesen angeht, kann‘s ziemlich verzwickt werden. Aber wahrscheinlich kann es auch ein ganz einfaches genussvolles Lesen einer dramatisch-ereignisreich-spannenden  Familiengeschichte aus der Sicht zweier ihrer Frauenmitglieder sein. Also unkomplizierter als das, was ich daraus gemacht habe. Wer das möchte: einfach nur lesen und nix nachschlagen ;-p

Viele der griechischen Mythen waren mir im Vorhinein rudimentär bekannt aus Büchern und Erzählungen des Lateinlehrers mit großem Faible für Griechenland. Oft nur lückenhaft noch in Erinnerung, so dass ich parallel zum Buch auch die Mythen und Sagenversionen incl. ihrer literarischen Adaptionen von Sophokles bis Goethe nachgeschlagen habe. Aber wie gesagt - und ich schreibe es bewusst nochmal um niemanden abzuschrecken: das muss nicht sein! Vermutlich ist es sogar besser, man lässt das sein.

Dabei stellte sich heraus, dass es „die Geschichte“ nicht gibt sondern unzählige Versionen in unzähligen teils widersprüchlichen Variationen, in der auch die handelnden Personennamen durchaus unterschiedlich sind. 

Anders als bei der Bibel wurden die vielen Apokryphen und Geschichtsvariationen eben nicht von irgendwem zu einem allgemeingültigen Kanon  redaktionell zusammengefasst ;-D so dass irgendwie alle Varianten irgendwo auftauchen und sich eben die eine oder andere z. B. wegen früherer Interpretationen  durchgesetzt hat.

Ich stelle ein Zitat der Autorin aus ihrem Nachwort hier ein:

Heißt konkret: Natalie Haynes kennt ALLE Versionen, alle späteren Adaptionen und gerade beim Querlesen über die existierenden konnte ich feststellen, wieviel Arbeit und Hintergrundrecherche, historisches Wissen und Einflechtung von zur Zeit passenden Kleinigkeiten hier durchscheint. Wieviel Kenntnis auch der Stücke, die das historische Material vorher behandelt haben. Wahnsinn!



Herausgekommen ist ein wirklich schön zu lesender Roman, der aus all dem komplizierten Wissen der Hintergründe eine lebendige und fluffig zu lesende Geschichte einer Familie mit ihrem Umfeld macht.

 Die Kapitel wechseln ab zwischen der ans Herz gehenden Geschichte Jokastes und der nicht minder mitreißenden Geschichte ihrer Tochter Ismene, die aus ihrer Sicht ihr eigenes Weiterleben nach dem Tod der Eltern im Thebanischen Königspalast erzählt und das ihrer Geschwister und Familienangehörigen. Völlig hautnah und in schöner Sprache. Ziemlich duster und blutrünstig zuweilen auch.

Wer allerdings wie ich die vorher durchaus vorhandenen Kenntnisse der Griechischen Mythologie parallel nochmal auffrischen und vervollständigen bzw. mit der Romanversion abgleichen möchte … dem rate ich, sich vorher einen Stammbaum des Thebanischen Königshauses zur Zeit von Ödipus und Jokaste zu suchen und immer griffbereit zu halten. Sonst wird‘s mühsam. Aber nötig ist das ohnehin nicht.

Was mich angeht, habe ich mir nicht verkneifen können, auch noch Nebenaspekte und mir selbst gestellte Fragen nachzuverfolgen, so dass ich jetzt auch mehr nicht nur über den Ödipuskomplex weiß, sondern auch über das Jokaste-Syndrom. Und keine Bange: das kniffelige Inzest-Thema wird hier weder reißerisch noch primitiv behandelt sondern wirklich interessant interpretiert und feinfühlig thematisch und menschlich eingebaut.

Wie ich auf den Roman aufmerksam wurde, weiß ich nicht mehr. Er befand sich auf meiner Merkliste der Onleihe. Dort befinden sich ziemlich viele Bücher, die ich oft ziemlich lange nach dem Aufmerksam-Werden ausleihe, so dass ich mich nicht mehr erinnere, wie es zum Interesse kam.

Die üblichen historischen Romane reizen mich im Grunde kaum. Was mich - wenn denn doch - daran reizt, ist genau das, was ich hier in beeindruckender Weise vorgefunden habe: die individuelle und mitlebbare Interpretation. Diese Idee, auf so eine Art die Romanfiguren zu erschaffen und den Leser durch ihre Augen mitsehen zu lassen. Dass es hier aus zweifach unterschiedlicher Frauensicht mit zeitlichen Abständen geschieht, ist auch ein gekonnter literarischer Kniff.

So wenig ich sonst ausschließlich fiktiven Gestalten bei fiktiven Handlungen in (nicht Kriminal-)Romanen zuschauen mag und das entsprechend selten tue wenn es um Familiendramen, Liebesverwicklungen, Machtspielchen … geht -  weder lesend noch sehend  -  diesen Roman zu lesen hat mir großen Spaß gemacht. Es war auch, als würde ich gleichzeitig lesen und die Bilder plastisch vor mir sehen. Großes Kopfkino!

🏛️


P. S. ein kleiner „schräger“ Nebeneffekt: als ich gerade so mittig im Buch angekommen war, unterbrach ich das Lesen, um am vergangenen Sonntag den Tatort „Borowski und das Haupt der Medusa“  anzuschauen. Der erstens - wenn auch in gänzlich anderem Erzählstil - nicht minder gruselig ist und auch zweitens genau die Themen mit anderer historischer Vorbildfigur  behandelt. Nämlich die Ödipus-Jokaste-Inzest-Thematik. Auch hier recherchierte ich im Nachhinein die Ursprungsmythen und  die Verbindugen zum gelesenen Buch. Das alles führte dazu, dass ich - was bei mir sehr, sehr lange nicht mehr vorgekommen war; ich bin eine selten-Traum-Erinnererin  und Tiefschläferin -  in der Folgenacht einen wirklich hässlichen Albtraum mit Bildfetzen aus beidem: Film und Buch, hatte, in den ich selber auch noch miteingewoben war und aus dem ich schweißgebadet aufwachte.

Gut, dass DAS nur ein Traum war 😮‍💨 😉


Samstag, 15. März 2025

so ein bisschen was wie ein Krimi? „Müll“ von Wolf Haas


Zumindest ist „Müll“ von Wolf Haas kein „typischer“  Krimi. Insbesondere die Sprache ist schon sehr individuell wenn nicht gar speziell. Man liest im Hintergrund - trotz des Hochdeutschen, in dem es gedruckt ist - automatisch den Wiener Dialekt mit. Oder meint ihn zu hören.

Personen, Handlung, Verwicklungen … alles immer wieder komplett schräg einerseits. Andererseits aber auch regelrecht fühlbar in ihren Charakteren. Dazu ein „anonymer Ich-Erzähler“, von dem nie klar wird, wo er steht und wer er ist.

Manchmal driftet alles in Richtung Slapstick ab. Die Auflösung des „kriminellen Hintergrunds“  ist nicht ganz egal, tritt aber deutlich zurück hinter die jeweils immer wieder auch überraschenden Wendungen, die akribisch bis an die Korinthenkackgrenze geschilderten Fakten, Bürokratismen und menschlichen Hirnwindungen. 

Wie kam ich drauf? Habe den Autoren beim Autofahren - achja, Autos spielen auch immer wieder eine entscheidende Rolle. Vom Tesla bis zum Altglaslaster - beim Autofahren also hörte ich in Bayern1 die „Blaue Couch“, deren Gast an diesem Tag der mir bis dahin unbekannte österreichische Autor Wolf Haas war. Eigentlich wurde in erster Linie sein offensichtlich noch spezielleres neuestes Buch „Wackelkontakt“ vorgestellt, das mich neugierig werden ließ. Dazu klang der Couchgast auch selber so „speziell“: heiter, oft lausbübisch kichernd, sich selbst bewitzelnd und in erster Linie zu 100% … ich mag das Wort „authentisch“ mal so gar nicht … aber hier merkte man, dass jemand spricht, der komplett ungekünstelt ist in menschlicher Hinsicht. Ohne Mitlächeln und Mitfreuen ging das Zuhören nicht.

Die Onleihe hatte noch keinen Wackelkontakt und weil ich auch nicht gleich kaufend zuschlagen mochte, merkte ich mir zunächst eins der vorhandenen Bücher des Autoren vor. Erst mal gucken, wie der so schreibt, dachte ich.  „Müll“ hatte von den in der Onleihe vorhandenen Büchern die beste Leserbewertung. Verliehen waren alle Werke des Autors aktuell. Ob das immer der Fall ist oder eine Folge der Blauen-Couch-Folge im Rundfunk war? Kann ich natürlich nicht wissen sondern nur letzteres vermuten.

Kleine Müll-Leseprobe gefällig? Einfach mal so rausgegriffen, damit ein Gefühl für den Schreibstil rüberkommen kann:



🔫


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Donnerstag, 13. März 2025

Alte weiße Männer in Elfenbeintürmen, Frankfurter SchwurbelSchule und was man auch aus schrecklichen Büchern für sich mitnehmen kann

die Kritiker - fast nur Männer -  nennen das Buch „klug“, „böse“ „Intelektuellensartire“ und es gab nicht nur viele lobende Worte dafür in der Presse sondern auch den Schweizer Buchpreis 2017.

Die meisten der Rezensionen klingen, als hätten deren SchreiberInnen das Buch max. angelesen, dann zum Schluss geblättert und sich ansonsten auf ihre Vor- und MitschreiberInnen verlassen. 

Denn: obwohl die inneren Parts viel an ziemlich wild zusammengeschusterten Inhaltsbröckchen,  einiges an wirren, irren aber auch skurrilen Ansätzen zum Besprechen hergegeben hätten, tauchen in den Rezensionen lediglich die Grundidee und Anfang und Ende inhaltlich genannt auf. 

Das finde ich wieder komplett verrückt. Hätte jemand das Ding gelesen - ich glaube, ich gehöre zur Ausnahme derjenigen, die das wirklich zumindest weitgehend komplett getan haben - wären auch andere Ansätze und Wendungen hier und da in den Besprechungen aufgetaucht, um sich damit ein bisschen individueller zu positionieren.

Es wird einem aber auch echt nicht leicht gemacht, das Lesen. Der Protagonist wird immer wieder als „Schwafler“ charakterisiert und - konsequenterweise? Liegt hier der besondere Kunstgriff? - besteht der komplette Roman aus ausuferndem sprachlich verdrehtem IntellektuellenGeschwafel. Einem Geschwafel weißer alter Männer, die seit Jahrzehnten den soziologischen Elfenbeinturm der selbst ernannten und vom Staat unterstützten geistigen Elite besetzt halten. Vermutlich ist es dieser Elfenbeinturm, von dem sich der Protagonist am Ende ziemlich unvermittelt ins Jenseits stürzt. Also: das sag‘ jetzt ich dazu. Unweigerlich selber ins Schwafeln fallend.

Wieso habe ich mir diese Zumutung mit „abenteuerlichen Satzgirlanden“, so einer der Kritiker zu diesen BandwurmzumutungsSätzen mit oft nichtmal grammatikalisch vollständig-schlüssigem Aufbau also komplett angetan? Kleines Beispiel zwischengeschoben. Das da unten ist EIN Satz - und es gibt wildere davon im Buch:

Doris war es! Sie kommentierte bei meiner letzten Buchvorstellung im Sinne von: Jedes gelesene Buch ist das, was man persönlich daraus macht. Also lag mein persönlicher Fokus auf der Frage: „Was macht das Buch mit mir, was sagt es mir persönlich und was mache ich aus ihm?“

Da kam so einiges zusammen. Länger als mit dem Lesen des Buches habe ich mich mit Retrospektiven auf mein eigenes zeitweises Befinden im Soziologischen Elfenbeinturm beschäftigt. Mit der Zeit des Studiums, des Lesens dieser alten weißen Männer, die es schon waren, bevor dieser Begriff sie so benannte. Ja, klug sind die irgendwie schon (gewesen), die Adornos, Habermases, Benjamins und wie sie alle heißen und geheißen haben. Aber völlig richtig erkannt wurde es hier:


Oder auch (ich mache mir jetzt mal nicht die Mühe, die Quelle für die Zitate oben und unten nochmal rauszusuchen. Hab‘ vergessen, sie zu notieren beim Querlesen und bin ja hier nicht im Turm:

Sprache als Widerstand gegen Sprache? Weißte Bescheid, oder? ;-p

Es wäre mindestens ein eigenes Buch zu fassen, was für Gedanken, Entwicklungen, persönliche Erinnerungen mich mit alledem verbinden und dass letztlich auch diese Schwurbelbewohner der intellektuellen und politischen Türme dieser Welt - von denen sie sich ja dann doch nicht stürzen wie der literarische Professor Kraft es dann letztlich tut, indem er sich auf  der Aussichtsplattform des „Hoover Institution on War, Revolution and Peace“ vor kleinem digitalem Publikum  erhängt - dass also diese Schwurbelintellektuellen auch mit verantwortlich sind für wichtige Entscheidungen in meinem Leben (Anmerkung: Bandwurmsätze kann ich auch - schriftlich und mündlich - und nicht immer bringe ich sie im ersten Anlauf zu einem schlüssigen Ende ;)  

Damals kannte ich den Begriff „Fake“ noch nicht. Erkannte aber schon, dass ich es mit vielen davon zu tun hatte. Wie sonst sollte frau Bestnoten und jubelnde Bewunderung von oben für ausufernd lange Hausarbeiten an der Uni einfahren können über Texte und Sekundärliteraturen, bei denen sie anfangs dachte, zu blöd dafür zu sein, die überhaupt kapieren zu können um letztlich mit gleicher Münze zu kontern und dafür gefeiert zu werden. Fake. Alles Fake. Und nicht nur früher … aber auch das würde zu weit führen ;)

Im Buch wird alles schnöde und wenig liebevoll aber dafür oft unzusammenhängend chaotisch zusammengemixt: Namen aus Politik und Denkerwelt, sexuelle und persönliche Vorlieben des Protagonisten, Beobachtungen der Frauenwelt und persönlichen Dynamiken. Alles in einen Pott.



Und auch ich selbst landete bei der eigenen Schul- und Univergangenheit. Episoden von damals mit „MSB Spartakus“ und der eigenen Flucht aus dem Turm zu irdischeren aber greifbaren und … jaklar in dem Alter .. auch sexuell beigemixten …  Tätigkeiten und auf Jahrmärkten mit Neonschnürsenkeln.

Auch bei weltpolitischen Erinnerungen, die sich dank digitaler Medien nochmal Revue passieren lassen. Helmut Kohl bei der Übernahme des Bundeskanzleramts, viele politische und gesellschaftliche Namen und Vorkommnisse, die RAF, in deren Manifesten und Veröffentlichungen genauso verdreht rumgeschwurbelt wurde. Ich landete bei meinen eigenen Profs und Dozenten in Münster, von denen einer tatsächlich auch „Kraft“ hieß und mir als einer derjenigen in Erinnerung geblieben ist, der sich ausgiebig von den anwesenden „Rehaugen-Studentinnen“ bewundern ließ aber nur den wenigen anwesenden männlichen Studenten Intellektualität und Fachwissen zugestand. Und in der Tat lebt er noch. 

Wie gesagt: das „hinterhergooglen“ hat länger gebraucht als das Lesen des Buchs. Das Hinterhererinnern erst Recht. Es wäre ein eigenes Buch, das persönlich zu fassen. Aber wer würde das lesen wollen?

Ich stelle abschließend noch ein paar Auszüge rein. Vermutlich bin ich schlicht komplette Banausin und andere erkennen jubelnd die Genialität und kaufen sich sofort das Buch ;-p Ich bin mal wieder froh, es lediglich digital ausgeliehen zu haben.

Hier z. B. die Schilderung eines Nudelgratin-Essens im Silicon-Valley. Was für Normalmenschen ganz schnöde klingen würde, wird im Buch dazu:





Freitag, 7. März 2025

Ajahn Brahm + Master Guojun, Nur wer loslässt, kann auch fliegen

 „Gelassen bleiben in den kleinen und großen Stürmen des Lebens“

Darum geht‘s laut Rückeinband-Überschrift in dem Buch von Ajahn Brahm und Master Goujun:

„Nur wer loslässt, kann auch fliegen“ (Hardcover - geliehen)

Es sind einfache Geschichten und Anekdoten aus dem Leben der beiden Buddhistischen Meister. Was mich persönlich betrifft, docken diejenigen von Ajahn Brahm bei mir gründlicher an irgendwie. 

Sie sind relativ unspektakulär und trotzdem - oder gerade deshalb? - gab es mehrere Sätze darin, die mich berührt haben. Wobei letztlich nichts davon wirklich von Grund auf neu für mich war. Außer natürlich die inhaltlichen Aspekte aus dem Leben der beiden buddhistischen Mönche und Meister. Darunter einiges interessant, manches lustig.

Der Lesezeitpunkt hätte optimaler kaum sein können. Ich las es größtenteils im Zug von Plattling nach … eigentlich Freising … praktisch gab es aber eine Streckensperrung an diesem Tag und alle Züge auf der Strecke, die in Richtung Freising fuhren, stoppten in Landshut. 

Menschentrauben verstörter, eiliger, verzweifelter Reisender versuchten - meistens vergeblich - einen SEV-Bus zu erhaschen oder ein Taxi. Nahezu aussichtslos aufgrund der großen Menschenmassen in kürzester Zeit. Die Informationen spärlich und widersprüchlich. Einerseits fühlte ich mit den in großem Stress befindlichen, den alten, behinderten, der Sprache nicht mächtigen um mich herum. 

Andererseits stellte ich für mich in sogleich praktizierter Gelassenheit (das Buch war - neben dem Umstand, an dem Tag keine Verpflichtungen mehr oder Zeiten einhalten zu müssen - sicher auch ein bisschen mitverantwortlich dafür, dass ich nicht den allerkleinsten Bruchteil einer Sekunde in Stress, Eile, Hektik, Ärger …. verfallen bin) fest: super Sonnenschein, superschöne Stadt mit superguten Eisdielen ;-), gute Busverbindung in die Altstadt, das Deutschlandticket mal wieder ein Segen. Was also tun? Ganz klar:  Limonade machen aus der gar nicht mal so sauren Zitrone und diesen außergewöhnlich warmen Märztag geniessen. Eis essen, an der Isarpromenade durch die Sonne schlendern - so ist die um drei Stunden verlängerte Reisedauer doch eindeutig ein Zugewinn an Lebensqualität und kein Verlust an Zeit mehr. 

Auf einer Bank das Buch weiterlesen. Das allerdings nicht mehr für lange Lesestoff bietet. 

Kaum gedacht … fiel der Blick auf einen Bücherschrank. Reingeschaut und eins der Bücher spontan in den kleinen Rucksack wandern lassen. Problem gelöst :o)

Um doch wieder zum Inhalt des hier besprochenen Buches zu kommen … ach … ich zeige  einfach einige kleinere abfotografierte Passagen daraus (tschuldigung dafür, dass nicht wirklich zentriert im zweiten Fall. Hab‘ aber keine Lust, die Stelle nochmal rauszusuchen)



Frau findet sich eben auch gerne wieder mit „ihren ganz eigenen Themen“ ;)
und bei diesem Thema ist das der Fall
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Bei aller Schnörkellosigkeit der Sprache und ohne dass nennenswert brachiale Erleuchtungen aus den Blättern fielen: mir hat‘s Spaß gemacht, es zu lesen. Und auch weiteren Zugewinn gebracht. Wiederholung vertieft, hält wach. Und wenn man wach ist oder gar  einen Moment lang „erwacht“ - was dann? Wie sagt Master Guojun so schlicht: „Nichts Besonderes. Ist alles ganz normal“



Donnerstag, 6. März 2025

Haruki Murakami, Erste Person Singular

 Haruki Murakami, Erste Person Singular (Hörbuch)


Acht Kurzgeschichten lang erzählt Murakami aus seinem Leben. Wieder musste ich mich an Vorleser und Erzählstil erst gewöhnen, so dass die erste Geschichte ein wenig untergegangen ist in der Wahrnehmung. Habe überlegt, ob ich sie nochmal höre, es dann aber gelassen.

Ausgeliehen aufgrund eines kürzlichen kleinen Austauschs über den Autoren, von dem ich vor Jahren schon zwei Bücher gelesen hatte. Zuerst - klar bei meiner damaligen Leidenschaft - „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ An den Titel des zweiten erinnere ich mich nicht mehr aber es war thematisch  „irgendwas mit Liebe“.

Gehört habe ich die Kurzgeschichten größtenteils in S-Bahnen und Bussen weil ich in dieser Woche an vier Tagen einen relativ zeitintensiven „Enkelinnen-Bring-und-Abhol-Job“ absolviere und folglich jeweils entweder Rück- oder Hinfahrt alleine unterwegs bin auf immer weitgehend gleicher einstündigr Strecke. Außerdem beim Abholen oft noch ein halbes Stündchen warten musste. Für sowas taugen Hörbücher wunderbar. Wobei ich mich in der Tat bewusst am Riemen reißen muss, gedanklich nicht auch abzuschweifen oder nebenbei irgendwas - und seien es Fahrpläne und Bahninfos -  lesen zu wollen. Dann muss ich das Hörbuch abschalten weil ich ansonsten nix mitbekomme vom Inhalt Vermutlich der Grund, aus dem ich mich an frühere Hörbücher kaum erinnere. Jetzt - bewusst gehört und bei Unterbrechungen der ungeteilten Wahrnehmung wie z. B. Umsteigen mit Aufmerksamkeitsbedarf, Fahrkartenkontrolleuren, die Fragen stellen etc. sofort abschaltend  - klappt‘s mit der Erinnerung wunderbar.

Anfangs fand ich das Zuhören fast ein bisschen langweilig, die Geschichten innerlich nicht sofort an meine Antennen andockend  und habe bis ca. Geschichte drei noch überlegt abzubrechen und auf was anderes umzusteigen. Bin dann aber dabei geblieben und sehr froh darüber.

Es ist streckenweise ein bisschen mystisch, die Wendungen von wie selbstverständlich wirkender Übersinnlichkeit, die so normal rüberkommt, dass der Unterschied zwischen „normal“ und „vielleicht doch etwas abgedreht“? - verschwimmt. Überhaupt wird mit dem „normal-unnormalen“ meiner Meinung nach gekonnt auf mehreren Ebenen gespielt. 

Und als eine in diesem Fall völlig unmystisch-rückblickend und sehr realistisch-nüchterne (ich nehme zumindest als ziemlich sicher an, dass die Episode nackter Realität entspricht) Geschichte über eine BaseballMannschaft und das Fan-Dasein des Autors begann, seufzte ich in vorausahnender Langeweile ob des Themas auf, überlegte wieder, zumindest diese Geschichte zu überspringen weil das Thema so gar nicht meins ist … um dann - hab‘ doch weitergehört - festzustellen: richtig gut! Hat Spaß gemacht. Besonders der Schluss.

Bereichernd: in fast jede der Geschichten sind Musikthemen verwoben. Mit Nennung und unter Einflechtung ganz konkreter Stücke und Aufnahmen. Und das auf eine Art, die mich relative Musikbanausin (früher stärker Banausin - in den letzten Jahren ändert sich das Schritt für Schritt immer stärker) mehrmals dazu brachte, die Stücke bei AppleMusic rauszusuchen und sehr neugierig  - teilweise zu meinem großen Gefallen - anzuhören und die Interpreten bzw. Komponisten auf die „to hear“-Liste zu setzen.