Donnerstag, 13. März 2025

Alte weiße Männer in Elfenbeintürmen, Frankfurter SchwurbelSchule und was man auch aus schrecklichen Büchern für sich mitnehmen kann

die Kritiker - fast nur Männer -  nennen das Buch „klug“, „böse“ „Intelektuellensartire“ und es gab nicht nur viele lobende Worte dafür in der Presse sondern auch den Schweizer Buchpreis 2017.

Die meisten der Rezensionen klingen, als hätten deren SchreiberInnen das Buch max. angelesen, dann zum Schluss geblättert und sich ansonsten auf ihre Vor- und MitschreiberInnen verlassen. 

Denn: obwohl die inneren Parts viel an ziemlich wild zusammengeschusterten Inhaltsbröckchen,  einiges an wirren, irren aber auch skurrilen Ansätzen zum Besprechen hergegeben hätten, tauchen in den Rezensionen lediglich die Grundidee und Anfang und Ende inhaltlich genannt auf. 

Das finde ich wieder komplett verrückt. Hätte jemand das Ding gelesen - ich glaube, ich gehöre zur Ausnahme derjenigen, die das wirklich zumindest weitgehend komplett getan haben - wären auch andere Ansätze und Wendungen hier und da in den Besprechungen aufgetaucht, um sich damit ein bisschen individueller zu positionieren.

Es wird einem aber auch echt nicht leicht gemacht, das Lesen. Der Protagonist wird immer wieder als „Schwafler“ charakterisiert und - konsequenterweise? Liegt hier der besondere Kunstgriff? - besteht der komplette Roman aus ausuferndem sprachlich verdrehtem IntellektuellenGeschwafel. Einem Geschwafel weißer alter Männer, die seit Jahrzehnten den soziologischen Elfenbeinturm der selbst ernannten und vom Staat unterstützten geistigen Elite besetzt halten. Vermutlich ist es dieser Elfenbeinturm, von dem sich der Protagonist am Ende ziemlich unvermittelt ins Jenseits stürzt. Also: das sag‘ jetzt ich dazu. Unweigerlich selber ins Schwafeln fallend.

Wieso habe ich mir diese Zumutung mit „abenteuerlichen Satzgirlanden“, so einer der Kritiker zu diesen BandwurmzumutungsSätzen mit oft nichtmal grammatikalisch vollständig-schlüssigem Aufbau also komplett angetan? Kleines Beispiel zwischengeschoben. Das da unten ist EIN Satz - und es gibt wildere davon im Buch:

Doris war es! Sie kommentierte bei meiner letzten Buchvorstellung im Sinne von: Jedes gelesene Buch ist das, was man persönlich daraus macht. Also lag mein persönlicher Fokus auf der Frage: „Was macht das Buch mit mir, was sagt es mir persönlich und was mache ich aus ihm?“

Da kam so einiges zusammen. Länger als mit dem Lesen des Buches habe ich mich mit Retrospektiven auf mein eigenes zeitweises Befinden im Soziologischen Elfenbeinturm beschäftigt. Mit der Zeit des Studiums, des Lesens dieser alten weißen Männer, die es schon waren, bevor dieser Begriff sie so benannte. Ja, klug sind die irgendwie schon (gewesen), die Adornos, Habermases, Benjamins und wie sie alle heißen und geheißen haben. Aber völlig richtig erkannt wurde es hier:


Oder auch (ich mache mir jetzt mal nicht die Mühe, die Quelle für die Zitate oben und unten nochmal rauszusuchen. Hab‘ vergessen, sie zu notieren beim Querlesen und bin ja hier nicht im Turm:

Sprache als Widerstand gegen Sprache? Weißte Bescheid, oder? ;-p

Es wäre mindestens ein eigenes Buch zu fassen, was für Gedanken, Entwicklungen, persönliche Erinnerungen mich mit alledem verbinden und dass letztlich auch diese Schwurbelbewohner der intellektuellen und politischen Türme dieser Welt - von denen sie sich ja dann doch nicht stürzen wie der literarische Professor Kraft es dann letztlich tut, indem er sich auf  der Aussichtsplattform des „Hoover Institution on War, Revolution and Peace“ vor kleinem digitalem Publikum  erhängt - dass also diese Schwurbelintellektuellen auch mit verantwortlich sind für wichtige Entscheidungen in meinem Leben (Anmerkung: Bandwurmsätze kann ich auch - schriftlich und mündlich - und nicht immer bringe ich sie im ersten Anlauf zu einem schlüssigen Ende ;)  

Damals kannte ich den Begriff „Fake“ noch nicht. Erkannte aber schon, dass ich es mit vielen davon zu tun hatte. Wie sonst sollte frau Bestnoten und jubelnde Bewunderung von oben für ausufernd lange Hausarbeiten an der Uni einfahren können über Texte und Sekundärliteraturen, bei denen sie anfangs dachte, zu blöd dafür zu sein, die überhaupt kapieren zu können um letztlich mit gleicher Münze zu kontern und dafür gefeiert zu werden. Fake. Alles Fake. Und nicht nur früher … aber auch das würde zu weit führen ;)

Im Buch wird alles schnöde und wenig liebevoll aber dafür oft unzusammenhängend chaotisch zusammengemixt: Namen aus Politik und Denkerwelt, sexuelle und persönliche Vorlieben des Protagonisten, Beobachtungen der Frauenwelt und persönlichen Dynamiken. Alles in einen Pott.



Und auch ich selbst landete bei der eigenen Schul- und Univergangenheit. Episoden von damals mit „MSB Spartakus“ und der eigenen Flucht aus dem Turm zu irdischeren aber greifbaren und … jaklar in dem Alter .. auch sexuell beigemixten …  Tätigkeiten und auf Jahrmärkten mit Neonschnürsenkeln.

Auch bei weltpolitischen Erinnerungen, die sich dank digitaler Medien nochmal Revue passieren lassen. Helmut Kohl bei der Übernahme des Bundeskanzleramts, viele politische und gesellschaftliche Namen und Vorkommnisse, die RAF, in deren Manifesten und Veröffentlichungen genauso verdreht rumgeschwurbelt wurde. Ich landete bei meinen eigenen Profs und Dozenten in Münster, von denen einer tatsächlich auch „Kraft“ hieß und mir als einer derjenigen in Erinnerung geblieben ist, der sich ausgiebig von den anwesenden „Rehaugen-Studentinnen“ bewundern ließ aber nur den wenigen anwesenden männlichen Studenten Intellektualität und Fachwissen zugestand. Und in der Tat lebt er noch. 

Wie gesagt: das „hinterhergooglen“ hat länger gebraucht als das Lesen des Buchs. Das Hinterhererinnern erst Recht. Es wäre ein eigenes Buch, das persönlich zu fassen. Aber wer würde das lesen wollen?

Ich stelle abschließend noch ein paar Auszüge rein. Vermutlich bin ich schlicht komplette Banausin und andere erkennen jubelnd die Genialität und kaufen sich sofort das Buch ;-p Ich bin mal wieder froh, es lediglich digital ausgeliehen zu haben.

Hier z. B. die Schilderung eines Nudelgratin-Essens im Silicon-Valley. Was für Normalmenschen ganz schnöde klingen würde, wird im Buch dazu:





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