Zumindest ist „Müll“ von Wolf Haas kein „typischer“ Krimi. Insbesondere die Sprache ist schon sehr individuell wenn nicht gar speziell. Man liest im Hintergrund - trotz des Hochdeutschen, in dem es gedruckt ist - automatisch den Wiener Dialekt mit. Oder meint ihn zu hören.
Personen, Handlung, Verwicklungen … alles immer wieder komplett schräg einerseits. Andererseits aber auch regelrecht fühlbar in ihren Charakteren. Dazu ein „anonymer Ich-Erzähler“, von dem nie klar wird, wo er steht und wer er ist.
Manchmal driftet alles in Richtung Slapstick ab. Die Auflösung des „kriminellen Hintergrunds“ ist nicht ganz egal, tritt aber deutlich zurück hinter die jeweils immer wieder auch überraschenden Wendungen, die akribisch bis an die Korinthenkackgrenze geschilderten Fakten, Bürokratismen und menschlichen Hirnwindungen.
Wie kam ich drauf? Habe den Autoren beim Autofahren - achja, Autos spielen auch immer wieder eine entscheidende Rolle. Vom Tesla bis zum Altglaslaster - beim Autofahren also hörte ich in Bayern1 die „Blaue Couch“, deren Gast an diesem Tag der mir bis dahin unbekannte österreichische Autor Wolf Haas war. Eigentlich wurde in erster Linie sein offensichtlich noch spezielleres neuestes Buch „Wackelkontakt“ vorgestellt, das mich neugierig werden ließ. Dazu klang der Couchgast auch selber so „speziell“: heiter, oft lausbübisch kichernd, sich selbst bewitzelnd und in erster Linie zu 100% … ich mag das Wort „authentisch“ mal so gar nicht … aber hier merkte man, dass jemand spricht, der komplett ungekünstelt ist in menschlicher Hinsicht. Ohne Mitlächeln und Mitfreuen ging das Zuhören nicht.
Die Onleihe hatte noch keinen Wackelkontakt und weil ich auch nicht gleich kaufend zuschlagen mochte, merkte ich mir zunächst eins der vorhandenen Bücher des Autoren vor. Erst mal gucken, wie der so schreibt, dachte ich. „Müll“ hatte von den in der Onleihe vorhandenen Büchern die beste Leserbewertung. Verliehen waren alle Werke des Autors aktuell. Ob das immer der Fall ist oder eine Folge der Blauen-Couch-Folge im Rundfunk war? Kann ich natürlich nicht wissen sondern nur letzteres vermuten.
Kleine Müll-Leseprobe gefällig? Einfach mal so rausgegriffen, damit ein Gefühl für den Schreibstil rüberkommen kann:
🚚
Spannend!
AntwortenLöschenDas ist eines der wenigen Brenner-Bücher, die ich von Wolf Haas nicht gelesen habe. Allerdings war ich vor knapp 3 Wochen auf der Lesung von "Wackelkontakt" und stehe in der Stadtbibliothek auf der Warteliste dafür. :) Was mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist, war auch: "Die Verteidigung der Missionarsstellung", solltest du das mal in die Hände kriegen!
Das finde ich jetzt wieder spannend, Doris!
AntwortenLöschenWeil: ich hatte gestern, bevor ich den Beitrag hier geschrieben habe, in deiner Bücherliste nach „Haas“ gesucht und nicht gefunden. Was mich wunderte. Eine Vielleserin wie du und Österreicherin dazu, die müsste ihn doch gelesen haben, dachte ich mir. Oder doch nicht kennen? Oder blöd finden? Ich hatte dich eh dazu noch fragen wollen.
Jetzt finde ich - bei der Suche über deinen gesamten Blog - lediglich einen Beitrag von 2012, der ihn enthält. Das bedeutet ja letztlich, dass du die Brenner-Romane lange vorher gelesen oder in deinen Listen nicht aufgenommen hast, oder?
Jedenfalls habe ich jetzt nochmal die Onleihe der Münchner Stadtbibliothek befragt und dort ist „Wackelkontakt“ immer noch nicht vorhanden. Seltsam. Ob ich mal den Vorschlag mache, es zu beschaffen? Eigentlich sollte es bekannt sein denn als Hardcover in den Ausleihstellen gibt es gleich ziemlich viele Exemplare. Aber ich möchte mich nicht in die Reihe der Vormerkungen begeben denn auf der Warteliste stehen in der Tat HUNDERTACHTUNDFÜNFZIG Wartende :-O
Dann doch eher kaufen aber weil ich gerade im Moment noch eniges in der Pipeline habe, das gelesen werden möchte und mir ständig was anderes dazwischenspringt und sich zum Lesen vordrängelt, hat es noch Zeit damit.
Oha, das hätte ich auch nicht gedacht, dass die vielen Haas Romane schon so lange her sind. (Wobei ich auch für die Vollständigkeit meiner Leseliste keine Hand auf die Herdplatte legen würde!), aber einen Eintrag in der Leseliste 2015 habe ich von "Brennerova" gefunden.
AntwortenLöschenAhaaa - wieder was gelernt: wenn man etwas in das Blog-Suchfeld eingibt, wird - auch dann, wenn man auf der Oberfläche gerade eine Unterseite sieht - nur auf der Hauptseite gesucht .. oder nee … dann funktioniert das gar nicht denn es wird nicht gefunden obwohl vorhanden. Eine Suche konkret über die Seite klappt allerdings.
AntwortenLöschenBlogspot ist schon ein bisschen merkwürdig … so muss ich in den Unterblogs immer Name/URL ausfüllen sonst erscheine ich selber als „anonym“ obwohl ich angemeldet bin und das die Hauptseite auch erkennt. Aber egal …
Dieser Wolf Haas ist jedenfalls interessant und was ich noch rausgefunden habe (mindestens so interessant wie die Bücher selber sind manchmal die „Nebeneffekte“ des Lesens und schlauer machen wollens):
Man könnte ihn sogar in der Bayerischen Staatsbibiliothek ausleihen und es ist mir ein bisschen peinlich, nicht gewusst zu haben, dass es eine solche gibt und wo sie sich befindet (ist ja nur total zentral an der Uni und auch verknüpft mit der Unibibliothek). Verrückterweise finde ich digital nicht heraus, wie genau ich an einen Leseausweis dort herankomme (nicht wegen des Wackelkontakts obwohl der in der Staatsbibliothek nur fünfmal vorgemerkt ist - und noch schräger: zu Wolf Haas und seinen Krimis gibt es schon einiges an Sekundärliteratur ;) sondern vielmehr weil mich generell reizt, mich dort umzusehen. Laut Internetauftritt muss man schlicht persönlich vorbeikommen. Mal sehen, wann ich das schaffe.