Ausgeliehen trotzdem, weil ich interessant fand, dass es von dem Jesuit und Philosophen Michael Bordt, der auch wissenschaftlich lehrt, geschrieben wurde. Das ganze mal aus „christlicher Sicht“, dachte ich. Guckste dir mal an.
Während des Lesens begannen die „Verknüpfungen“. Ich las bei Christine Thürmer, der wandernden Deutschen, die momentan ebenfalls in Nordspanien unterwegs ist und deren Tour ich lesend ein bisschen mitverfolge, dass sie in Manresa einen Zwischenhalt hatte, wo Ignatius von Loyola eine wichtige Zeit verbrachte, um etwas später den Jesuitenorden, dem Bordt angehört, zu gründen. Wusste ich alles nicht. Also ganz in der Nähe des Ortes, in dem ich mich gerade befinde. Interessant genug, auch den Hintergründen etwas nachzuforschen.
Ebenfalls bedeutsam für mich persönlich: weiterhin befindet sich dort in der Nähe ein spirituelles Zentrum, in dem eine viertägige Achtsamkeitsmeditation angeboten wird genau in dieser Woche. Ich überlegte lange, ob ich mich anmelden soll. Man könnte dort sogar mit dem Wohnmobil stehen und darin wohnend an dem viertägigen Seminar teilnehmen. Lange, bevor ich das Buch ausgeliehen hatte. Die längeren Hin- und Her-Überlegungen und die Gründe für den Entschluss, es doch (für diesmal noch ;) zu lassen, mögen hier außen vor bleiben.
Das alles aber und auch das Lesen zu Loyolas Wirken und Denken führte mich dazu, eine andere Haltung zum Lesen einzunehmen und mehr und mehr wurde es gleichsam zu einer eigenen „spirituellen Übung“, die mich an vielen Stellen persönlich sehr angerührt hat. Und einmal - in Kombination mit einem Ereignis über mir - heftig zum Lachen brachte. Dazu vielleicht in einem Momentaufnahmen-Beitrag später mehr ;)
Zunächst hatte ich wie bei anderen Büchern schon Textstellen als Screenshot erstellt, um dann zu merken, dass mir das nicht gefällt. Ich habe diese - und andere - abgetippt (Text zu kopieren, ist bei Onleihe-eBooks unterbunden). Dabei festgestellt, dass es vielleicht sogar eine weitere persönliche spirituelle Übung wäre bzw. ist, das, was berührt, nicht nur zu lesen, sondern auch zu schreiben. Im Schreiben öffnet sich nochmal eine Verstehensebene. War mir vorher nie aufgefallen.
Ich stelle hier einige der abgeschriebenen Stellen ein. Wohl wissend, dass sich nicht viel davon dem hier nur flüchtig Lesenden dadurch erschließen kann und wird. Vielleicht für jemanden auf der Suche als Anregung zu was auch immer? Aber in erster Linie für mich selber. Zum Festhalten des Ankers in Erinnerung und vielleicht für die weitere eigene Entwicklung.
Wer seine Ängste und Sorgen wahrnehmen kann, nimmt ihnen dadurch viel von ihrer destruktiven Energie.
Es geht in den spirituellen Übungen also nicht darum, etwas zu erwerben, was man noch nicht kann aber gerne können würde, sondern letztlich darum, unserer spirituellen Identität Zeit und Raum zu geben, sich in uns zu entfalten, so dass wir immer umfassender aus ihr heraus leben.
Was in uns wir nicht bewusst wahrnehmen, das beherrscht unbewusst unser Reden und Handeln. Es ist ja nicht einfach dadurch verschwunden, dass wir es nicht mehr wahrnehmen … Es mag kurze Phasen geben, in denen eine spirituelle Suche, die uns in unser inneres Leben führt, unangenehm ist und wehtut. Sei es, weil wir die Verletzungen, die wir in uns tragen, wieder stärker spüren, oder weil uns deutlich wird, wie wenig unser äußeres Leben unserer Sehnsucht nach Sinn und Bedeutung entgegenkommt. Aber umso großartiger ist es dann, dem inneren Drängen nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein, sondern souverän entscheiden zu können, was wir in unserem äußeren Leben daraus machen - und was eben nicht.
Wir wissen, dass unser Glück nicht daran hängt, was andere von uns denken, sondern daran, wie umfassend unsere Liebe ist.
Vielleicht doch noch etwas gescreenshottetes. Weil es eher eine für mich amüsante Anekdote behandelt, von der Bordt schreibt. Davon, wie der Konzern Google Achtsamkeits- und Meditationskurse für die Mitarbeiter anbot, dann aber erkennen musste, dass diejenigen, die in die Fülle dieser Praktiken eintauchten, vielleicht doch nicht zwingend der Firma Nutzen brachten sondern auch Nebeneffekte auftauchten, die nicht eingeplant waren. So dass von da an bestimmte Inhalte der spirituellen Übungen gestrichen wurden.
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