Dachte ich anfangs noch, ich hätte es mit einer Art „Sartire“ zu tun - ja, hatte ich ja auch irgendwie - wechselt es stilistisch bei dazu passendem Aufbau hin und her zwischen dem Hauch von Komödie über Romanzenansätze (nie ohne Seitenbetrachtung des Geschehens aus anderer Sicht) bis zum schlussendlichen rasanten Drama. Bei aller Skurrilität (ich sag‘ nur „Nasenbär“) immer auch tief gehend.
Inhalt? Bewertung? Ach - wer mag liest einfach die oben verlinkten Leserkritiken. Da finden sich genug unterschiedliche Sichten und mehrere davon wirken zu lassen, schadet selten.
Wie bin ich dazu gekommen? Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich bekomme vom Aufbau-Verlag einen Newsletter. Vermutlich wurde er dort vorab angekündigt und irgendwas hat mich neugierig werden lassen. Also habe ich ihn vor dem eigentlichen Erscheinen bei meinem bevorzugten Buchversender (Schreibwaren Wegmann bei Geniallokal) vorbestellt und das dann wieder völlig vergessen. Bis kurz vor meinem Urlaub das Buch überraschend im Briefkasten lag. Ich steckte es ein.
Zugegeben: immer, wenn ich feststelle, dass bisher eher unbekannte AutorInnen es quasi und scheinbar aus dem Nichts schaffen, Neues zu schreiben; komplett eigene und dazu faszinierend-mitreißende Ideen in Inhalt und Stil zu entwickeln; eine erkennbar individuelle und gleichzeitig für Leser mitreißende lebendige Sprache zu einer geschlossenen Geschichte zusammenzuschreiben … also keinen Klon-Abklatsch schon zigtausende Male gelesener Bücher mit nur neuer Inhaltswendung, sei es Krimi, Romanze, Dokumentation oder was auch immer … dann bin ich bei aller faszinierten Begeisterung auch ein bisschen neidisch. Hier war das einmal wieder der Fall. Und weil ein Hauptmotiv des Romans auch das Zerplatzen von persönlichen Illusionen und Lebensträumen ist … passt‘s ja sogar dazu wieder.
Nicht im Sinne von „Missgunst“ - im Gegenteil freut es mich innerlich bis zum Mithüpfen für die Schreibenden - sondern im Sinne von „hach, wäre das schön gewesen, ich hätte sowas auch gekonnt“ … aber nun isses mal eben nicht so und ich begnüge mich mit dem Lesen. In meinem Fall in einem Rutsch von Anfang bis Ende durch. Nur ein paar Pausen für die alltäglichen Notwendigkeiten. Und das im Urlaub und max. 200 Meter vom Strand entfernt (wo zum Glück kein gestrandeter Wal vor sich hinstinkt ;)
Nicht nur der individuelle Stil, der überraschende Kapitelaufbau, in dem die Sichten in schneller Abfolge aber inhaltlich ohne jegliche Kompliziertheit oder Mühe für Leser wechseln, sind besonders. Auch die handelnden Personen sind ohne Ausnahme „Typen“: einerseits die kompletten „Normalos“, denen man andererseits - hinter die Fassade schauend (und ich glaube jetzt beim Schreiben: das ist es, was es ausmacht - wir sehen deutlicher hinter der Fassade, was passiert, als davor) bei Skurrilitäten, Absonderlichkeiten und „Macken“ ungefiltert zuschauen kann.
Der „Wal“? Was der bedeutet, wurde in den Rezensionen vielfach zu deuten versucht. Ich überlasse das mal möglichen Schulaufsätzen dazu und deren Interpretation 😄 Oder vielleicht doch den Autor fragen?
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Bin neugierig! :D
AntwortenLöschenDoris, wenn du ein bisschen Geduld hast, dann könnten wir bald Nägel mit Köpfen und nach meinem Urlaub einen Termin für ein Treffen vereinbaren. Dann bringe ich das Buch mit.
AntwortenLöschenBücher müssen wandern und nicht in Regalen verstauben, finde ich. Das ist etwas, das ich an den digitalen Versionen - die ich eigentlich gerne nutze - nicht ganz so mag: man kann sie nicht wandern lassen.
„Das Mädchen meines Herzens“ wird von mir z. B. auch wieder ausgesetzt. Hier am Campingplatz (riesiges Teil) sind locker die Hälfte Deutsche. Von ein paar jüngeren Surfern abgesehen, größtenteils Rentner-Ehepaare, die oft lange hier rumstehen und man merkt, dass sie Abwechslung suchen. Vielleicht findet das Buch so nochmal eine_n neue_n LeserIn.
Das machen wir!
LöschenIch habe den Wal in den letzten beiden Tagen am Campingplatz gelesen - in einem Schwups und bin fasziniert! Das reihum schreiben aus der Perspektive der verschiedenen Beteiligten, macht es so kurzweilig und ergibt ein wunderbares Gesamtbild, das man sonst nur durch viele Erklärungen bekommen würde oder sich selbst konstruieren müsste, die Geschichte selbst so alltäglich und doch ganz besonders!
AntwortenLöschenIch werde es wohl beim nächsten Lesekreis vorzustellen, vielleicht wollen andere es auch lesen.
Danke!
Ja, gell. Ist schon special, das Buch und gekonnt.
LöschenWir sind nicht die einzigen, die der Meinung sind. Es wird es auf Preis- und womöglich Bestsellerlisten schaffen, wage ich zu prognostizieren denn inzwischen habe ich immer mal wieder an diversen Stellen davon gelesen und gehört: Zeitungen, Buchhandlungen, Radiosender … nur die Perlentaucher haben bis jetzt lediglich eine einzige Rezension (SZ vom Mai) drin.
Wie ich (jetzt erst) lese (oder auch wusste und wieder vergessen hatte .. beides ist möglich), ist das Buch in Kanada schon ein “Überraschungserfolg” geworden und außerdem wurde es aus dem Französischen übersetzt. Was mich wundert - der Autor ist in Winnipeg geboren, lebt teils in Kanada (wo genau habe ich auf die Schnelle nicht herausgefunden) und teils in München. Winnipeg jedenfalls gehört zum englischsprachigen Teil von Kanada. Wieso also aus dem Französischen? Spielt für den Roman keine Rolle - finde ich aber fragenswert.