“Ohne ein normales Maß an Narzissmus kämen wir nicht weit im Leben. Wer würde an einen glauben, wenn man allein ist und eine wichtige Entscheidung treffen muss? Von Narzissten lernen heißt also auch, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen und sich nicht zu scheuen oder zu schämen, sich zu zeigen. Sich zu befreien von der Bewertung durch andere. Selbst die Bewertung vorzunehmen. Auch als Abwehr gegen einen Narzissten. — Hagemeyer, Pablo. „»Gestatten, ich bin ein Arschloch.«.“ Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe, 2020, p. 10 “
Der Autor - auf die Behandlung von Menschen mit auch hoher Narzisstischer Störung spezialisiert und bekenndend selbst streckenweise narzisstisch (aus)geprägt - schreibt für Betroffene und zwar für beide Seiten auf der Beziehungsskala: Narzissten und deren Opfer. Erklärt die Verstrickungen, erforscht Ursachen, unterschiedliche Erscheinungsformen und Ausprägungen. Teils wissenschaftlich ernsthaft, manchmal humoristisch bis selbstironisch.
Es lässt sich gut lesen, ist schlüssig, alle Menschen erstmal annehmend. Persönlich haben mich ein bisschen die eingeflochtenen Dialoge mit seiner Frau genervt. Was aber nicht überwiegt.
Wie kam ich drauf? Ich denke, es war z. B. die oben verlinkte Rezension. Ich lese u. a. gerne und ziemlich regelmäßig die Zeitschriften “Spektrum Psychologie” und auch “Gehirn & Geist”.
Einige Zitate:
Warum lassen Opfer von Narzissmus so häufig solche Prozeduren über sich ergehen? Weil sie aufgrund ihrer eigenen Biografie gelernt haben, das Furchtbare zu normalisieren. Es ist für viele Opfer völlig normal, Opfer zu sein, wenn sie mit Grenzüberschreitungen und eventuell noch krasseren Traumata aufgewachsen sind. Ein gefundenes Fressen für das narzisstische Raubtier! — Hagemeyer, Pablo. „»Gestatten, ich bin ein Arschloch.«.“ Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe, 2020, p. 19
Viele kleine Schritte führen zum Bösen. Es ist eine “slippery slope”, wie Zimbardo sagt, ein glitschiger Pfad, auf dem wie bei einem Dominoeffekt die negativen Konsequenzen des eigenen Handelns immer schlimmer werden. Man ist nicht sofort ein Teufel, sondern probiert sich aus, bekommt immer mehr Gelegenheiten und sammelt Erfahrungen, bis man sich immer größere Schummeleien traut. Innerlich löst man sich von moralischen Grundsätzen, das eigene Fehlverhalten wird irgendwie vor sich selbst entschuldigt. Es wird zur Ausnahme oder zur Notwendigkeit erklärt. — Hagemeyer, Pablo. „»Gestatten, ich bin ein Arschloch.«.“ Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe, 2020, p. 113
Je länger ich den Beruf des Psychiaters und Psychotherapeuten ausübe, desto öfter glaube ich, dass Narzissten, auch die psychopathischen, immer und ständig genau wissen, was sie tun. Innerlich haben sie eine klare Sicht auf die Dinge.
Sie fühlen ein Recht darauf, andere abzustrafen oder zu beleidigen. Es braucht nur eine Gelegenheit. Narzissten wissen, dass sie es tun können, weil sie es immer schon getan haben und weil niemand sie je daran gehindert hat. Pathologische, maligne Narzissten überlisten gutgläubige Leute, die sich nicht vorstellen können, dass es solche bösen und berechnenden Menschen gibt — Hagemeyer, Pablo. „»Gestatten, ich bin ein Arschloch.«.“ Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe, 2020, p. 144
👺
Ahhhh... bei dem Titel setzt bei mir schon der Fluchtreflex ein, bevor ich zum Klappentext kommen oder gar das Foto des Verfassers (?) genauer anschauen könnte.
AntwortenLöschenMag sein, da entgeht mir interessantes Wissen, aber damit kann ich leben. :)
Echt Doris! So schlimm?? 😅
AntwortenLöschenDazu würde ich gerne die Geschichte dahinter erfahren ☺️
Keine Geschichte - nur der Drang mich von Arschlöchern fernzuhalten und mich auch theoretisch nicht mit ihnen zu beschäftigen.
LöschenMag sein, dass dieser Titel mit einem Augenzwinkern gewählt wurde, das kommt bei mir allerdings nicht an. :)
Sehr klug, sich fernzuhalten, sofern diese Möglichkeit besteht. So ganz und gar ist das leider nicht immer der Fall ….
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